Korsika 2010

16. Oktober 2010, Samstag, nach 22.00 Uhr, Geschafft! Nach über 1.300 km über Land bis Livorno, 4 Stunden Fährüberfahrt (210.- hin und zurück) und 100 km Fahrt durch die korsische Dunkelheit haben wir unser Ziel erreicht: Solenzara an der Südostküste Korsikas, noch genauer: die Apartmentanlage Residences i Cardellini.

Wie kam es dazu? Nun, seit einem 3/4 Jahr war die Frage unbeantwortet: wohin geht die nächste Klettertour? Zur Diskussion standen Sizilien, Sardinien, Meteora, Kalymnos, Kreta, Mallorca, Teneriffa und Korsika. Klare Mehrheiten gab es nicht… also ergriffen Walther und Martina dankenswerterweise die Initiative und ebneten den Weg für Korsika… den am Ende über 20 Reisende beschritten.

 

 
 
Freitag, 15. 10. 2010, unser erster Urlaubstag. Nach einer halben Stunde länger “ausschlafen” starten wir um halb zehn Richtung Süden. Den Frühstückskaffee zum Wachwerden gönne ich mir auf dem Autohof Linthe an der A9, das gemeinsame Frühstück folgt dann bei Mc Doof in Thüringen. Der Wrap und das Fish- dings waren uns von der letzten langen Tour in guter Erinnerung geblieben. Dann Stau (zum Glück der Einzige) und wir sind gegen 16.00 Uhr kurz vor Austria.
Es muss wieder mal eine Vignette gekauft werden, dabei ist die Windschutzscheibe noch voll von den 3 Klebeteilen vom Sommerurlaub. Oben rechts ist noch Platz. Der Kassierer an der Tankstelle erklärt dem Vorkunden was von Videomaut. Aha, will ich auch haben, Also für 10- Tagesvignette und Brenner- Videomaut 19.- Euro berappt und ab gehts. Tatsächlich klappt das, langsam ranfahren… und durch.
Es geht durchs Inntal, über den Brenner, durch Südtirol, an den Gardaseebergen vorbei, durch die Tiefebene, über den Po, es wird dunkel und jetzt müsste langsam hinter Modena die Ausfahrt Carpi kommen. Hier habe ich für 55.- über HRS ein Zimmer reserviert, wohl wissend, dass wir nach 1000 km Fahrt keine Lust mehr auf Hotelsuche haben würden. Das My- One-Hotel wo wir abends nach 8 ankommen ist ein Treffer: sauber, neu, ruhig und nicht weit von der Autostrada. Die angepriesene Altstadt von Carpi war nicht so berauschend und so fanden wir uns im Grillrestaurant neben dem Hotel wieder und genossen die nette italienische Bedienung. Das würde uns bald fehlen ..
Samstag, 16.10.2010 Gut ausgeschlafen gehts zum Frühstücksbuffet, das gegen alle Befürchtungen besser als mach Deutsches ist. Frischer Obstsalat zum Morgenmüsli- das hat leider Seltenheitswert. Und schon orgelt der Motor wieder; trödeln ist nicht erlaubt, die Fähre geht 13:30 von Livorno und bis dahin sind es noch 250 km. Die Autobahn windet sich über die Berge Richtung Florenz, dann biegen wir Richtung Pisa ab und sind gegen 12:00 vor Livorno. Wir drehen noch eine Besichtigungsrunde per Auto über die Strandpromenade und machen uns auf die Suche nach dem Hafen. Überall Hinweisschilder Porto sowieso und Porto sonstwas. Welcher ist unserer? Die Zeit läuft unerbittlich; aha- Porto passagieri oder so ähnlich, das sollte es sein. Kaum in der kleinen Schlange eingereiht entdeckt uns Betti mit Sohn Peter. Wenig später sind auch Helmut und Sigrid ausgemacht. Die neuesten Nachrichten werden ausgetauscht: auf Korsika wird gestreikt, die Fähre hat Verspätung und wird statt Bastia einen anderen Hafen anlaufen. Berndte hatte vorher schon per SMS informiert dass wegen der Streiks auch Kraftstoff auf der Insel knapp sein könnte. Wir waren darum vollgetankt; die anderen nutzten die Wartezeit um sicherheitshalber Diesel nachzufassen. Mit 2 Stunden Verspätung verließen wir Livorno und erreichten im Dunkeln unsere Urlaubsinsel, doch in Bastia übrigens.
Mir kamen die Erinnerungen an den letzten Korsika- Aufenthalt Anfang der neunziger Jahre hoch: wunderschöne Landschaften, unfreundliche Leute, tote Dörfer und teuer. Beate und ich wollten noch in Bastia zu abend essen, die anderen fuhren gleich Richtung Quartier. Eine Brasserie bot sich an… uii waren das Preise auf der Tafel draußen, unter 20.- ging gar nichts. Egal, wussten wir vorher, also rein. Alle ca. 20 Tische leer, wir steuern auf einen Vierer-Tisch mit Blick zum beleuchteten Strand. Haaalt! Der Kellner fängt uns ab und weist uns einen Zweiertisch in der Ecke zu. Plusgrand table radebreche ich aber er zeigt auf die anderen 19 leeren Tische: reservé reservé reservé. Dann knallt er uns die Tafel mit den Speisen auf einen dritten Stuhl, verneint entrüstet die Frage nach einer vielleicht englischen Speisekarte und zieht ab. Wir auch!Ein paar km weiter ist die Welt wieder in Ordnung. Pizza und Spaghetti werden von einem netten jungen Wirt in einem ebenfalls leeren Restaurant teuer aber freundlich serviert. Ich krame in meinem französisch und er dafür im englischen. 2 Stunden später rollten wir auf den Hof der Appartmentanlage und parkten neben den 6 anderen hier stehenden Autos. Unsere Wohnung war schon organisiert, schnell noch was getrunken, hier und dort ein Schwätzchen und Gute Nacht. Wir zahlten für die Woche rund 250.-.
Sonntag 17.10.2010 Um 8 Uhr ist wecken. Am gestrigen Abend wurde Klettern am Col de Bavella festgelegt. Wir schauen von der Terrasse, freuen uns übers Meer davor und weniger über den zunehmenden Straßenlärm. Die Anlage liegt bestimmt 60 m von der Straße entfernt aber nachts mußte ich Sensibelchen die Terrassentür schließen um nicht das Gefühl der durchs Bett fahrenden Autos zu haben. Schnell bildeten sich Frühstücksgruppen: wir begannen jeden Tag zusammen mit Betti, PeterPeter, Peter, Kirsten und Oliver. Im Ort waren 2 Läden offen, so gab es immer frisches Baguette und Käse und Wurst.
Um 11 Uhr ging es dann wirklich los. Nach wenigen Minuten landeinwärts begann eine atemberaubende Landschaft mit roten Granitfelsen, dunklen Wäldern und endlosen Kurven bis nach 30 km auf 1213 m Col de Bavella erreicht war. Hier war es deutlich frischer als unten am Meer, aber die Sonne schien und der Fels lockte.
Nach 10 min Fußweg war die erste korsische Wand erreicht und wir begannen im Sektor Filetta. Der Granit war anfangs gewöhnungsbedürftig, so richtig gute Griffe waren Mangelware, aber bei der nahezu perfekten Absicherung stellte das kein Problem dar. Wie gesagt, die Absicherung war wie häufig bei von oben eingerichteten Routen “nur” nahezu perfekt. Das eine oder andere Mal hätte man sich den Bolt an anderer Stelle gewünscht. Aber spätestens beim Vergleich mit der sächsischen Absicherung relativierte sich das ganz schnell.
So kletterten wir Route um Route und unbemerkt zogen Wolken auf und es wurde ungemütlich. Die Powerkletterer um Helmut, André und Kirsten waren inzwischen weitergezogen und kletterten zwischen Wolkenfetzen um die Ecke an herrlich griffigem aber überhängenden Granit.
Schon bei der Auffahrt keimte der Gedanke, hier mit dem Fahrrad wieder runterzufahren. Der Gedanke verschwand allerdings angesichts der Gegensteigung zwischenzeitlich so wie er gekommen war; aber letztlich holten wir die Räder doch aus dem Auto. Weil Beate Abfahrten nicht mag, sprang Peter gerne ein. Mit Mütze, Helm und dicken Jacken ging es mit bis zu 60 km/h bergab. Am Beginn der Gegensteigung wurden die warmen Sachen ins Begleitfahrzeug (Beate) geworfen und am Pass wieder hervorgeholt. Glücklich aber erschöpft rollten wir in der beginnenden Dunkelheit nach einer knappen Stunde den letzten Anstieg zu den Apartments hoch.
Am Abend zogen dann ca. 14 hungrige Touristen durch Solenzara und checkten die geöffneten Restaurants. Einige Wirte wollten uns haben; den Hauptgewinn zog eine Pizzeria mit einer deutsch sprechenden Bedienung. Essen, Preise und Service waren diesen abend o.k. Jedoch kam die Ernüchterung später beim zweiten Besuch (als wir in Porto waren) und die Hälfte der Truppe ewig nicht bedient wurde… Korsika eben.
Montag 18.10.2010  Heute ist ein Besuch der Kalkwände von Sari vorgesehen. Auf Grund von rätselhaften geologischen Vorgängen hat sich zwischen den Granitbergen ein Kalksteinmassiv gehalten 😉 Es gibt Klettereien in allen Schwierigkeitsgraden. Auf dem Weg dahin wird der Erdbeerbaum eifrig fotografiert.Abends wollen alle selbst kochen. Fast alle… wir gehen mit Annemarie und Bodo zum “Les Muriers” (Zur Maulbeere). Ich esse zum ersten Mal Muscheln in Käsesoße. Eine Entdeckung.
   
Dienstag 19.10.2010 Pause. Die Finger tun weh und die Neugier auf den Rest der Insel lockt. Wir starten nach dem Frühstück mit den Rädern im Auto aber ohne Kletterzeug Richtung Porto auf der genau diagonal entgegengesetzten Seite der Insel.
Nach dem Verlassen der Schwemmlandebene Richtung Ghisonaccia geht die Straße in einem engen Bergtal weiter. Jede Biegung bietet neue phantastische Ausblicke. Leider auch auf die Müllhalde mitten in der Natur….. Aber das soll hier leider noch Brauch sein. Nach der Übersichtskarte, nach der wir uns richteten, soll bei Ghisoni die Hauptstraße nach Corte erreicht sein. In Wirklichkeit gabelt sich die Straße hier und windet sich immer enger werdend durch den Wald Richtung Corte. “Route barrée” steht auf einem Schild, hm…. könnte “Straße barrikariert” heißen. Die wenigen entgegenkommenden Autofahrer, exakt 2, machen Zeichen, dass irgendwas nicht geht. Als die Straße immer enger und kaputter wird, wird uns doch mulmig. Laute Baustellengeräusche hallen durch den Wald. Schweren Herzens drehen wir um.
Zurück auf der Hauptstraße rollt es sich leicht von Aléria Richtung Corte. Hier gibt es sogar eine Universität und während der kurzen Unabhängigkeit im 18. Jh. war Corte die Hauptstadt der Insel. Der Gedanke der Unabhängigkeit lebt weiter, wie den vielen übermalten Verkehrsschildern zu entnehmen ist. Klar, dass es den Inselfürsten lieber wäre, die EU- Millionen hier in Korsika als in Paris versickern zu lassen. Mehrmals fahren wir auch an Wegweisern zu Klettergebieten vorbei. Super.
Hinter Corte windet sich die Straße immer weiter durch das Gebirge. Einmal geht es sogar über eine Brücke aus genuesischer Zeit. Daneben wächst aber schon der Neubau aus Beton. Die blaue Flagge mit den goldenenen Sternen darf natürlich nicht fehlen….
Im Hintergrund der Monte Cinto, mit 2706 m der höchste Berg der Insel. An jeder Ecke begegnet man auch hier den Cerdos, den halbwilden Hausschweinen.Die Heuschrecke auf der Orientierungstafel ließ mich endlich mal die Makrofunktion meiner Lumix ausprobieren.
Laut Reiseführer sollte nun das wunderschöne Spelunca- Tal mit den malerischen Örtchen Evisa und Ota folgen. Nix da, das vertraute Schild ließ uns eine Umleitung fahren. Zumindest das letzte Ende der Schlucht konnten wir dann aber noch sehen. Ein Muss, falls wir noch mal herkommen.
Porto. Ich konnte mich erinnern, mit Klein- Inga, Fiete, Suse, Tina schon mal hier gewesen zu sein. Diesesmal war einiges anders: es quälten sich keine Pkw mit Wohnwagen über die engen Serpentinen und Porto war leer. Selbst das ausnahmsweise über ebookers vorgebuchte Hotel hatte zu. Da machte es auch nichts dass wir ja einen Tag zu früh hier waren, wie ein Blick in die Buchungsunterlagen überraschend verriet. Aber erstmal ans Meer. An dem kleinen Strand gab es endlich richtiges Meer, brausend und stürmisch. Nicht die Ostsee- Badewanne wie in Solenzara.
Porto ist ein reiner Touristenort, also nicht das was wir suchen. Umso schöner ist die umgebende Berglandschaft, die sicher herrliche Wanderungen hergibt. Es wird schnell dunkel, ein Hotelchen namens “Riviera” mit 4 Zimmern direkt am Meer vermietet uns für 39.- ein Zimmerchen. Eine Renovierung scheint mehr als überfällig; aber für 1 Nacht wird’s schon gehen.
Mittwoch 20.10.2010 Herrlich geschlafen: an das Meeresrauschen vor’m Fenster könnte ich mich gewöhnen. Wir sparen die 2x 7.- EURO fürs Frühstück im Haus (wäre sicher eh nur Kaffee mit Brot gewesen) und machen uns an die Rückreise. Unmittelbar über Porto beginnt die Calanche, eine pittoreske Landschaft aus rotem zerfressenem Granit. Der Souvenirladen hat nur Kaffee aus der Maschine aber nicht mal einen Croissant; also muß ausnahmsweise Zucker in den Kaffee. Hungrig muss es weiter gehen, Wasser gibt es umsonst am Straßenrand und dann taucht am Straßenrand ein Laden auf, in dem was besonderes zu geben scheint. Vielleicht was zu essen? Genau, hausgemachte, dickbelegte Quiche oder Pizza oder was dazwischen. Jedenfalls selbst lauwarm im Auto verschlungen ein Genuß.
Der Dämpfer folgt auf dem Fuße: am Telegrafenmast haben sadistische Jäger oder Schäfer oder Bauern einen Fuchs aufgehängt. Hoffentlich war er da schon tot. Das Tier muß schon wochenlang hier hängen. Ich schneide die Mumie ab und werfe sie ins Gebüsch.
Der Weg zieht sich dahin. Endlich, nach 4 Stunden fahrt kommt Bonifacio in Sicht. Diese atemberaubend auf steilen, überhängenden Klippen über dem Meer hängende Städtchen ist ein Muss bei jedem Korsikaaufenthalt. Unwillkürlich fragt sich wohl jeder, wann die Kalkfelsen abbrechen und mit der halben Stadt im Meer versinken werden. Wir parken etwas außerhalb und holen endlich die Räder raus. Nach der kurzen knackigen Auffahrt in die Altstadt ist der Kreislauf nach der langen Autofahrt wieder munter geworden. Dann schieben/ radeln wir zum Leuchtturm, treffen unterwegs tatsächlich Annemarie und Bodo, und rollen mit Rückenwind noch ein Stück weiter bis die Straße am Meer zu Ende ist. Auf Vögel ballernde Einheimische verleiden uns den weiteren Aufenthalt und gegen den Sturm kämpfen wir uns zurück. Kurzer Versuch in Porto Vecchio zu Abend zu essen, aber es ist inzwischen naßkalt, Beate ist ausgekühlt, so endet der Abend im Stammlokal in Solenzara. Da weiss man was man hat und der Kellner ist schon ein guter Bekannter.
Donnerstag 21.10.2010 Der Tag beginnt wieder mit dem letzten Morgen vermissten Frühstück in trauter Runde. Peter ist mutig und killt eine Grapefruit. Der gesamte Tross fährt dann zur Bavella rauf. Wir trödeln und fahren später hinterher. Oben stehen komischerweise nur einige Autos von uns, es ist lausekalt und wolkenverhangen. Aus Bettis Auto schälen sich Peter und Peterpeter, die beide nicht mit zum Fels gegangen sind. Von Walther, Helmut, Andreas usw. fehlt jede Spur.
Ein Anruf bringt die Erklärung: man hatte ausgemacht anzuhalten wenn die Berge in Sicht kommen. Das hat wohl nicht geklappt, also hielt nur der hintere Teil der Kolonne an, sah die Wolken und entschied sich (richtigerweise) für ein anderes, tiefer liegendes, Klettergebiet, nämlich Chisa. Wir konnten das sehr gut nachvollziehen, also stiegen wir wieder ins Auto und im Kofferraum neben den Rädern machten es sich erst Beate und später Peter bequem. Dann ging es wieder 30 km bis ans Meer, 5 km Richtung Norden und 10 km erneut in die Berge. Der richtige Parkplatz war schnell gefunden, aber wo ist die Wand? Die Beschreibung im Kletterführer war nicht eindeutig, wir laufen in die Irre…. Handy raus und wieder Ilona angerufen. Ah, 100 m zurück, dann links und den orangen Markern folgen und ja nicht den Roten! Nach knapp 10 min Anstieg erspähen wir die Wand und treffen kurz darauf auf Martina, die dem Treiben zusieht.
Der rechte Teil der Wand beginnt mit IVer Wegen und steigert sich von rechts nach links bis 6b. Mir gefiel dieses Gebiet von den 3 Besuchten am besten. Hier waren gutes Stehen und etwas Geschicke gefragt. Fingertöter waren eher die Ausnahme und besondere Athletik war auch nicht vonnöten.
Wir kletterten also bis zur Dämmerung und fuhren zufrieden im Dunkeln ins Quartier. Abendessen zum dritten Mal im Les Muriers, diesmal Muscheln in Weißwein; so viele, dass ich wirklich einen Bodensatz liegen lassen muß. Mag uns der Kellner inzwischen etwa?  
Freitag 22.10.2010  Oje, schon ist der letzte Klettertag da. Keine Frage, die Sonne strahlt vom dunkelblauen Himmel, es kann nur ein Ziel geben: rauf zur Bavella. Diesmal kommen auch alle oben an, einen Grund zum Umkehren gab es nicht. Es geht in die gleiche Gegend wie am ersten Tag, nur eine Etage höher an eine andere Wand. Die Experten geben noch einmal alles (wir nicht), knacken eine 6 nach der anderen incl. 2-Seillängentouren. Am frühen Nachmittag packen wir ein und schlendern etwas wehmütig zum Auto. Ob wir hier noch einmal hinkommen?
Aber jetzt folgt erstmal wieder die Abfahrt mit dem Fahrrad. Berndte macht gerne mit. Vorher kehren die Wanderer und frühaufgehörten Kletterer noch auf einen Kaffee in einer Bar nahe am Pass ein. Hier hatten wir es wieder: Weil der Wirt mein Bonjour nicht gehört hatte oder nicht hören wollte, schmiss er die Teller und Taschen auf den Tisch und schickte hasserfüllte Blicke als es dann natürlich kein Trinkgeld gab. Der Fahrtwind bei der Abfahrt wehte diesen unschönen Moment zum Glück schnell weg und Radler und Autofahrer trafen sich an einem schönen Fleckchen, das in keinem Reiseführer steht aber von Walther per Internet entdeckt wurde.
Es folgt der letzte Höhepunkt auf der Insel: das Abschlußdinner. Dem Kellner im Les Muriers, inzwischen fast ein Freund, fallen fast die Augen raus als auf seine Frage wieviele Personen wir sind, meine Antwort “vengt” ertönt. Nach einem Blick zur Tür und der davor stehenden Meute ist ihm klar dass er sich nicht verhört hat und tatsächlich 20 Leute Einlass begehren. Als Mann der Tat ruft er einen Kollegen und den Chef und in Windeseile sind alle Tische des Lokals zu einer langen Tafel zusammen gestellt. Na ja, fast alle. Hinter mir neben der Kühlvitrine war noch ein 2er- Tischchen übriggeblieben, an dem ein Pärchen in unserem Schatten auch noch was zu essen bekam.
 
Unglaublich in welch kurzer Zeit der Koch unser Essen auf den Tisch zauberte. Hervorzuheben sind “Cerdo”, das wilde Hausschwein, das wir schon kennen, nunmehr auf dem Teller und Creme Brulée, die von vielen Neugierigen getestet wurde (Danke, Ingrid).
Besonders stolz können wir sein, dass der Wirt tatsächlich am Ende eine Flasche Eau de vie (also Grappa) spendierte. Er hatte mir schon bei der Bestellung was erzählt, was mir mit meinen 3 Brocken französisch wie die Ankündigung eines Geschenkes vorkam, aber so richtig wusste ich nicht was er wollte. Am Ende des Abends nach der Übergabe von fast 500.-EUR kam der Beweis dass ich ihn wohl doch richtig verstanden habe. Der Abend klang bei den üblichen Getränken im Appartment von Walther und Ilona aus.
Samstag 23.10.2010  Schmerzkopf. Egal, war so ein schöner Abend. Einige sind schon ganz früh weg, die anderen machen sich auf den Weg zu Flughäfen und anderen Fähren. Wir lassen uns Zeit, die Fähre in Bastia geht erst 13.30. Mit dabei sind Ingrid und Lothar. Das gelbe Haus mit der Glasfassade ist unsere Fähre. Auf dieser gab es sogar einen Pinkelbaum für Hunde: eine Edelstahlrohr in einer steingefüllten Edelstahlwanne. Sah gut benutzt aus.
Der Urlaub ist noch lange nicht zu Ende: Wir kommen in Livorno gegen 17.30 an ….
…. und starten gleich nach Pisa durch. Wie wohltuend, jeder den man nach dem Weg fragt, weist lachend in die richtige Richtung und dann sehen wir das schiefe Teil. Steht immer noch und wird auch abends von Touristen wie wir umschwärmt. Es ist dunkel und wir wollen noch ein Stück Richtung Florenz kommen, das für morgen auf dem Plan steht. Wo übernachten? Ich rufe Inga an, die per HRS in einem Nest namens Montecatino Terme 2 preiswerte Hotels ausmacht. Nur noch 50 km.
Ha, von wegen Nest. Das muss eine Art Karlsbad-BadenBaden- LasVegas- Verschnitt sein. Eine Riesenstadt und ein Hotel, wirklich ein Hotel am Anderen. Keine Chance die von Inga erspähten Häuser zu finden. Eine Nachfrage in einem 3 Sterne- Hotel an einer Hauptstraße ergab 80.- pro Zimmer ohne Frühstück. Na gut wir gucken noch etwas, können ja zurück kommen und finden nie wieder im Einbahnstraßengewirr dahin. Endlich ein Parkplatz mitten in der Stadt. Alleine an dieser Kreuzung sind, ohne 1 Schritt zu gehen, 12 Hotels zu sehen. Unglaublich. Das Erste, wo wir fragen, ist voll, im Zweiten ist Platz. 50.- EUR pro Zimmer mit Frühstück. Nehmwa.
Sonntag 24.10.2010 Nun ja, war vielleicht doch etwas voreilig. Unser Zimmer im Erdgeschoß war kalt und klamm, wie auch die feuchte Wand erahnen läßt. Gut dass die Fleece -Schlafsäcke dabei waren. Der Kracher auch das “Frühstück”: 2x abgepackter Zwieback, 2x Marmelade und 1 Capuccino aus dem Automaten…… Wir nahmen’s mit Humor; Florenz ruft.
In Ingrids Reiseführer ist ein toller Aussichtspunkt mit Blick über das historische Florenz beschrieben. Nach einigen Irrfahrten lassen wir den Aussichtspunkt Aussichtspunkt sein und steuern lieber direkt ins Zentrum. Das kühle und neblige Wetter erleichtert diese Entscheidung. Wir fahren ins unterirdische Parkhaus direkt am Marktplatz. Es ist herbstlich, kühl, diesig und Sonntagvormittag. Da sollten wir die Stadt doch für uns alleine haben. Kaum aus dem gammeligen Parkhaus aufgetaucht reiben wir uns die Augen. Die Altstadt wimmelt von Menschen. Eine Gasse ist für Händler mit Kunstgegenständen aller Art freigegeben. Ich investiere 5.- in ein handwerkliches Produkt der Extraklasse. Es sollte mir später bei Halloween in Staffelde gute Dienste leisten.
Florenz ist im Zentrum wirklich wunderschön. Wir bereuen den Abstecher keine Sekunde. Als Kunst- und Kulturmensch kann man hier sicher Tage zubringen. Mir tut nach 2 Stunden schlendern, das Wetter wurde immer besser, der Fuß weh und ich bin froh, als wir wieder am Parkhaus sind. Hier verabschieden wir uns von Ingrid und Lothar, die nunmehr die Kirchen und Museen auch von INNEN besichtigen wollen.
Kurz nach 13 Uhr sind wir wieder auf der Autobahn, essen zu Abend beim Griechen in Bayreuth und sind Montag, den 25.10. gegen 1.30 Uhr wieder zu Hause.