Südafrika Nov. 2008

 

Das ist die kleine Reisegruppe, die unausgeschlafen am 15. Nov. 2008 den 6.00 Uhr Flug KLM von Berlin- Tegel nach Amsterdam bestieg.

 

 

 

 

 

02.12.2008 Es schneit. Genieße noch zwei freie Tage. Habe gestern bis zur frühen Dunkelheit im künftigen Kaminzimmer gemalert, heute am Reisebericht gearbeitet. Die heftigen Temperaturunterschiede (gerade noch mindestens 30°C am (fast) anderen Ende der Welt) lassen mich mit dröhnigem Schmerzkopf umherwandern – werde nachher wohl nicht in die Kletterhalle fahren… Laßt euch also mitnehmen auf eine (wiederum) wunderschöne, weil spannende, vollgestopft mit neuen Eindrücken und Überraschungen… Reise, raus aus dem spätherbstlichen Dunkelgrau hinein in Goldgelb und Sattgrün, in Stimmengewirr und Staub – auf nach (Süd)Afrika:

Sa, 15.11.2008    3.15h Weckergeschrei, eine Stunde später auf zum TXL, um dort 6.00h unseren KLM-Flug über Amsterdam nach Johannesburg zu erreichen. Und das uns Langschläfern! Der Alternativflug wäre eine Stunde später mit Air France über Paris gestartet; nach eingehender Beratung verwarfen wir diese Variante jedoch, da die französischen Kollegen sich in letzter Zeit recht streikwillig zeigten(Eine gute Entscheidung, wie sich keine 24h später zeigen sollte). Der Rückflug führt aber dann doch über Paris.Unsere Plätze 27 ABC im Flieger ab Amsterdam befinden sich auf Höhe der Bordküche, einem Ort ständigster Betriebsamkeit. Erwähnenswert sei unbedingt die bisher unbekannte Häufigkeit kleiner gereichter Mahlzeiten; Getränke wurden eh alle naselang angeboten. Netter Service pur. Danke KLM! Das Ganze für 580.- EUR pro Person.

 

In Johannesburg wartet David, ein schmaler, lieber Endfünfziger(?) bereits auf uns, um uns in sein Reich zu fahren. Schnell noch Geld am Schalter tauschen (Stand Euro:Rand = 1:12) – tja, wenn denn mal nicht plötzlich alle ihre Luken schließen würden mit dem monoton vorgetragenen Hinweis „No money more“. Alles Murren aus der Reihe mit Hinweis auf das Schild „offen bis 23.00h” (es ist 25 min vor) hinter mir nützt nichts. David entführt Gerald zu einem verborgen aufgestellten Automaten – und hinaus geht es mit Rands in der Tasche in die afrikanische Nacht. Nach 20min stehen wir vor unserer kleinen Hütte. Und obwohl inzwischen ganz bestimmt der neue Tag anklopft, genießen wir bei einem Bierchen den Nachthimmel…. Es dauert nicht lange und David und seine Frau Marion gesellen sich ebenfalls noch auf ein Schwätzchen dazu. Ein schöner Ausklang.

Unsere erste Übernachtung auf afrikanischem Boden in dieser Reise.http://www.sa-venues.com/visit/airportenroute/Hello Marion & David, how are you?

So,16.11.2008   Nach dem Frühstück sitzen Inga und Gerald beinebaumelnd auf der Schaukel im Garten (und erwischen dabei den ersten leichten Sonnenbrand). Mich interessieren natürlich die anwesenden Vierbeiner: zehn kreuz und quer über die große Wiese flitzende Hoppelhasen (der kleinste ist Rosenfanatiker und fast immer in selbigen beim Knabbern zu finden – Marions Begeisterung hält sich in Grenzen), Pony Honey – ein verfressener Schmuser und zugleich Chef im Gehege, wie Schwein Lisa, die nur schwer mit ihrem dicken Hinterteil hochkommt, immer wieder zu spüren bekommt: Liegt sie Honey im Weg, wird sie so lange kräftig angerempelt, bis sie unter Protest schwerfällig ihren Platz räumt. Die kleine Ziege (hab mir ihren Namen nicht gemerkt) hält sich da lieber raus. Die kuscheligen Wachhunde Matt und Monthy und Kater Whisky haben Direktzugang zum Familienhaus….,Ca. 9.30h, so die Abmachung, wird man uns unseren vorgebuchten Toyota Hilux 4×4 vorbeibringen, und los soll´s gehen Richtung NP Hluhluwe. Die Zeit wandert, Gerald ebenso – Auto-suchend ausschauhaltend mehrmals zum Tor, telefonische Versuche sind auch nicht die erfolggekrönten.

Endlich gegen 11h rollt ein ziemlich zerbeulter Wagen vor. Probefahrt: und ein zunehmendes Klackern besonders in den Kurven lässt uns dringend nach einer Alternative suchen. Vergebens, trotz Davids und Marions lieber Unterstützung – sie bringen Broschüren, wälzen Telefonbücher, greifen auch zum Hörer – doch es ist Sonntagmittag im südlichen Afrika… Den Vorschlag von Bushlore, dem Vermieter des Wagens, einstweilen einige 100 km vorauszufahren, man bringe uns morgen ein intaktes Gefährt hinterher, lehnen wir dankend ab. Die Buchung erfolgte übrigens bei “Drive South Africa Travel”, 14 Tage für 1.250.- EUR.

Letztlich kurven wir diesen Nachmittag klappernd durch das Zentrum von Johannesburg, Pretoria und Umgebung und ziehen abends erneut in unsere Hütte bei David ein.Andere Gäste, die heute eintreffen sollten, sitzen in Paris fest – es wird mal wieder gestreikt! Welch kluge Entscheidung, gestern früh fast mitternächtig aus den Federn gekrabbelt zu sein, um über Amsterdam zu reisen.

Letztlich kurven wir diesen Nachmittag klappernd durch das Zentrum von Johannesburg, Pretoria und Umgebung und ziehen abends erneut in unsere Hütte bei David ein.Andere Gäste, die heute eintreffen sollten, sitzen in Paris fest – es wird mal wieder gestreikt! Welch kluge Entscheidung, gestern früh fast mitternächtig aus den Federn gekrabbelt zu sein, um über Amsterdam zu reisen.

Mo, 17.11.2008 Früh verwöhnt Inga Gaul Honey mit einer Extraportion Gras und Lisa-Schwein mit absolut geschmacksneutralem Käse aus dem Supermarkt. Spätestens 8h wollen wir mit unserem getauschten Toyota auf die Piste. Mindestens 7 bis 8h Fahrt liegen vor uns, sagt David. Denkt daran, gegen 18.30h ist es dunkel. Und natürlich möchte man hier und da mal anhalten, erkunden.Wir frühstücken unter blauem Himmel und warten, warten… Doch dann endlich – es ist inzwischen 9.30h – packen wir unsere Habseligkeiten in das (fast) neue Auto – und Start. Kleines Manko: Es existiert nur ein (hinteres) Nummernschild. Alles kein Problem. Sagt der gute Mann, der den Toyota vorbeibringt. Und dass wir auch grenzüberschreitend unterwegs sein wollen? Nein, nein – alles kein Problem. It´s Afrika.Los geht´s. Wir rollen auf breiter Straße. Die vielen Kohle- Lastwagen, die die riesigen Kraftwerke der Region direkt aus den Tagebauen beliefern, limitieren unsere Reisegeschwindigkeit erheblich.

Nach etwa 200 km kommt ein Mann heftig winkend auf die Straße gelaufen (nichts Ungewöhnliches hierzulande, man sucht eine Mitfahrgelegenheit, macht sich bemerkbar) – und setzt sich beim Näherkommen eine Uniformmütze auf = POLIZEI! = Vollbremsung… Zu schnell unterwegs? Radar? Nein, meine Lieben, dem Auto fehlt ein Nummernschild (the plate) – und das geht nun überhaupt nicht! Umdrehen?! Gerald erklärt die Situation, die Aussage des Vermieters, unsere Zeitnot, überhaupt das erste Mal zu Gast in diesem wunderschönen Land (was ja zumindest aus Ingas Sicht auch stimmt)… Der Ordnungshüter lässt sich erweichen, sieht sogar von den eigentlich fälligen 500 Rand Strafe ab. Aber das muß ganz ganz schnell in Ordnung gebracht werden! Und wieder mal endlose Telefonate mit dem Vermieter – und eine ganz einfache Lösung: Auf unserer Reise kommen wir in 20 min durch das kleine Örtchen Polonga. Dort gibt es eine Toyota- Werkstatt, dort sagt Vermieter telefonisch schon mal Bescheid – und nach 10 min Aufenthalt ist unser Wägelchen tatsächlich vorschriftsmäßig gekennzeichnet! Im einsetzenden Regen geht es weiter.

Ankunft im NP Hluhluwe- sprich “schluschlui”. Üppiges Grün lässt erahnen, dass nicht unbedingt jedes Tier zu den Wasserlöchern kommen wird. Das Hilltop- Camp in dem Gerald ausnahmsweise eine Übernachtung vorgebucht hat (weil die anderen Anlagen im Park ausgebucht waren), liegt 15km entfernt. Noch ist es hell – also auf zu ersten Erkundungsfahrten auf den kreuz und quer vom Hauptweg abzweigenden Pfaden (zu diesem Zeitpunkt ohne Übersichtskarte…).Es beginnt mal wieder zu nieseln. Es regnet. In der zunehmenden Dunkelheit erschwert dichter Nebel (oder ist´s einfach eine dicke tiefliegende Wolke?) die Orientierung nach Bauchgefühl (sicher nicht das meinige – bin absolut blind auf diesem Gebiet).

Und doch stehen wir irgendwann erwartungsvoll lächelnd vorm Empfangstresen im Hilltop. Die schwarze Dame hinter selbigem blättert mit distanzierter Miene in ihrem großen Buch. Schlendert nach hinten in nicht einsehbare Bereiche. Kommt nach kurzer Zeit zurück, blättert erneut. Um uns dann mitzuteilen, dass wir nicht vorgemerkt seien. Zumindest – und nun muß auch sie über unsere verblüfften Gesichter lächeln – nicht für diese Nacht: Man erwartet uns erst morgen. Wir sind also einen Tag zu früh vor Ort! Aber alles kein Problem; natürlich gibt es ein richtig schönes Häuschen mit zwei riesigen Schlaf- und Badbereichen und einer großen Küche für uns. Im Dunkeln zu Fuß unterwegs zum großen leckeren Buffet im Restaurant stolpert Inga fast über etwas, das sie für einen doppelfaust-großen Stein hält. Im Schein der Stirnlampe entpuppt sich das Gebilde als artgerecht schnell dahineilende Schnecke mit Haus! Die zwei Stunden später auf dem Heimweg drei Pfade oberhalb dieser Stelle Entdeckte muß wohl ein Familienmitglied gewesen sein.

Di, 18.11.2008   Nieselregen. Immer mal wieder. Trotzdem genießen wir unsere Pirschfahrt durch den Hluhluwe- Umfolozi- Park. Und auch wenn die wilden Tiere sich uns nicht wirklich aufdrängeln – unsere ausdauernde Suche wird belohnt mit einem einsamen, sorglos in der Erde wühlenden Warzi- Mädchen, zwei gemeinsam vier junge Warzenschweinchen betreuenden Damen, zwei Elefanten, etlichen Zebras und Giraffen sowie einem in 20m Entfernung unbeeindruckt grasenden Nashornbullen.

Wir verlassen den Park und fahren gen Süden: Das wild rollende Meer wollen wir sehen, auf nach St.Lucia, einem kleinen Örtchen, das sich sehr in Erwartung seiner Touristen gestaltet hat: Etliche Übernachtungs- und Einkaufmöglichkeiten, Restaurants.Unsere Quartiersuche im Dunkeln führt uns zu Bob (eigentlich Roland) und Annett, einem angegrauten Paar, das mit dem „WhaleSong“in der Kingfisher Street im Namen eines Freundes monatsweise dessen kleine Pension betreut.

Wir futtern uns noch schnell im Ocean Basket und dem angrenzenden Braza dick und rund: Ersteres bietet Fischgerichte vom Feinsten (ich bestelle die kleinste Portion und 1x Haloumi (es werden sechs große Stück dieses leckeren und überaus sättigenden Käses serviert) – ich platze bestimmt gleich); zweiteres ist eine im Franchising angegliederte Kette portugiesischer Küche und Ingas Rettung als Nicht-Fischesser.Unsere zwei Zimmer und drei Bäder liegen ebenerdig Die 19jährige Perserdame Didi mogelt sich schnell mit in unseren Raum und sogleich auf´s Bett – tut mir leid, aber das geht dann doch nicht. Ab in den Flur!ocean_basket1

Mi, 19.11.2008    7.30h – and action! Auf dringende Empfehlung unserer Gastgeber haben wir eine whale-watching-tour gebucht für 700 Rand/ Person für gut 3Stunden auf dem Wasser. Bei leichtem Nieselregen holpern wir zusammen mit einem jungen Pärchen auf der Ladefläche eines Kleinlasters den Strand entlang.whale_pick_up

 

 

Unterwegs steigen noch einige Männer auf, die späterhin das inzwischen mit vollem Speed im Sand angelandete Boot mit dem bereitstehenden Trecker ins grauschwarz brandende Naß zurückschieben werden. Die Besatzung besteht aus zwei Mann: einer führt das Boot, der andere filmt uns zur Erinnerung und überwacht die beiden Außenbordmotoren – die Guten schlucken mächtig Sprit; dreimal wird der Benzinschlauch von Kanister zu Kanister (jeweils 20l) umgesetzt.

 

 

 

Schwimmwesten werden über Regenjacken geschnallt; Gerald vertraut seiner Goretex- Jacke. Wir bleiben zumindest „obenrum“ weitestgehend trocken; der Rest wird von den wieder und wieder über das Boot spritzenden Gischtkämmen der brechenden Wellen gründlichst eingeweicht.

 

 Ein Erlebnis der ganz besonderen Art: Da stehst du breitbeinig mit leicht gebeugten Knien auf nicht vorhersehbar schwankendem Untergrund, beide Hände immer schön irgendwo umklammert. Und die zusammengekniffenen Augen streifen suchend über die bewegte Masse dunklen Wassers, suchen den großen Körper, der sich bogenförmig aus den Wellen hebt, die aufragende Schwanzflosse, die die Gischt schlägt, suchen den WAL! Irgendetwas riesiges Schwarz-weißes schneidet dicht neben dem Boot die Oberfläche, verschwindet sogleich… ein Manta soll`s gewesen sein. Und dann siehst du sie – weißliche Fontänen, hochgeprustet, niedersinkend. Stille. Schnell hinterher, der Motor springt an… Es gibt pro Region nur jeweils einen Lizenzhalter, der sich den großen Grauen bis auf 50m nähern darf (die anderen sind auf 500m limitiert; inwieweit es eingehalten wird, sei dahingestellt) – und auf dessen Boot stehen wir. Vor, hinter, unter uns eine ca.12m große Buckelwal-Mama mit Kalb. Wundersam zu beobachten, wie sie sich immer wieder Seit an Seit aus den Wellen aufbäumen. Abtauchen, einfach verschwinden. Um sich Minuten später irgendwo erneut unverhofft mal 50, mal 200m entfernt zu zeigen… Über allem inzwischen strahlende Sonne, weit zurück zeichnet sich im grauen Dunst unscharf das Land. Zeit umzukehren, der kleinen Familie ihre Ruhe zu gönnen. Und das Boot wendet, nimmt Fahrt auf – das harte Aufklatschen beim Sprung über die Wellentäler staucht uns kräftig zusammen, wir tauchen ein in eine graue Regenwand – wer oder was bisher noch nicht klatschnaß war, hat hier seine Chance! Eine Horde fliegender Fische platscht neben uns in die Wogen.

 

Kurz vorm Strand werden kurz die Maschinen gestoppt: Alle gut festhalten, jetzt kommt Spaahaassss! Jaul-jaul – aufheulend stürmt das Boot dem graugelben Sand entgegen, schiebt sich mit Schwung aufs Land – und Ende des denkwürdigen Ausfluges. Die zugehörige DVD holen wir nach der wunderbar heißen Dusche und einem ausgiebigen Frühstück im Office ab.

 

Und wieder kippt der graue Himmel sein Naß über uns aus; wir fahren auf der Hauptstraße oder schlingern auf glitschigen Nebenpfaden durch den Greater St.Lucia WetLands Park.

 

Teils urwaldartig wucherndes Grün, teils weite Flächen, auf denen sich die verkohlten Stümpfe der hier geschlagenen Bäume aus dichtem Gras recken. Etliche Kudu, Wasserböcke, Affen, Zebras, eine große Büffelherde, Hippos, mehrere Krokos und ein einsames Nasi kreuzen unseren Weg. Kaum andere Fahrzeuge sind unterwegs.

 

Nach 35 km am Ende der Straße am Cape Vidal hat Gerald am Strand sein Dejavue – hier war ich ja doch schon mal- vor ..vielen.. Jahren. Damals aber war es wohl voll, laut , Autos am Strand – nichts dergleichen finden wir jetzt vor. Die Burensöhne wurden zwischenzeitlich gebändigt und müssen die 100 m zu Fuß ans Meer gehen.

 

Frühe Dunkelheit lässt uns den Tag beim ortsansässigen Greek Sizzler beschließen – mein Erwarten eines Angebots á la Sizzler in Amerika ist ein umsonstiges; nun gut, alle werden satt… Nächtliche 20°C – wir lassen die Terassentür offen

 

 

Do, 20.11.2008    Ich wache nachts auf, rausgelockt aus sanftem Traum – irgendetwas ist anders. Oder drückt einfach nur die Blase? Tappe im Dunkeln ins Bad, taste mich wieder zurück. Registriere mein Kissen, grübel bzgl. des dunklen Haufens daneben – was bitte soll das denn … Oh, ES bewegt sich jetzt auch noch gaaanz langsam, dreht den Kopf ins Profil – Kuschelkatze Didi hat sich heimlich eingeschlichen. Schnurrt mich an, bitte, bitte nicht verjagen. Ca. 1/2h später wird Gerald durch eine im Zimmer sirrrrende Mücke geweckt, entdeckt dann doch unseren Schlafgast – und gewährt gnädig Bleiberecht. Dem Vierbeiner. Bis irgendwann heftiges Würgen mich instinktiv handeln lässt, die Hand greift im Nacken, – runter vom Bett zum Ko.., raus aus der Hütte, liebe Didi

 

Nach einem üppigen Frühstück und herzlicher Umarmung verlassen wir Bob, Annett und St.Lucia und rollen gen Norden Richtung Sodwana Bay. Am Camp Site 120 km später checken wir an der Rezeption ein – 65.- Rand/ Person. Daß Inga, die im Auto sitzt, dazuzählt, “bemerkt” der junge eifrige Angestellte erst, als er unsere Quittung bereits ausgestellt hat: O sorry, two or three persons? Gut, gut, wir zücken noch ein paar Scheinchen für cash ohne Quittung .., so unauffällig einfach bessert sich ein kleines Monatseinkommen auf.Wir kreisen durch das Lager auf der Suche nach einem dicht am Meer gelegenen Stellplatz, kuschelig, abgeschieden auch.

 

Und stoßen hinter dem Mzeni-Restaurant auf einen kleinen Pfad, der durch plötzlichen dichten Dschungel in schweißtreibender Schwüle abwärts führt, steil abwärts. Du bist damit beschäftigt, Fuß vor Fuß zu setzen, den Lianen und Ästen auszuweichen, dich im tiefsatten Dämmergrün zu orientieren, die schweren erdigen Gerüche aufzunehmen. Geräusche – was aber? Ein Rauschen, Anlanden, fern, vorn – und ganz unverhofft öffnet sich der Vorhang aus Blatt und Dickicht und gibt brandende Gicht, rollende See, weiße Düne direkt vor dir frei. Ein gigantischer Eindruck: dieses endlose Wasser, wild stiebende Gischtkronen vor wüstengleichen Sandläufen, die links und rechts im Dunst konturenlos verschwimmen

 

 

Gerald und ich wandern auf der Suche nach dem von Bob dringend zur Besichtigung empfohlenen Wrack an der Brandung entlang. Das anfangs weit hinten links liegende orangene Gebilde (späterhin wird es sich im nachmittäglichen Licht wrackmäßig dunkelbraun darstellen; zu spät!) passt nicht in die vorgegebene Skizze, wir wenden uns nach rechts. Inga bleibt nach kurzer Zeit zurück. Zügig marschierte 25 Minuten später – vorbei an Horden wild umherstürmender Krabben – ihr auffälligstes Mitglied war eine knallrote! – entschließen wir uns zur Umkehr. Absolut nichts, was auf ein gestrandetes Schiff hindeuten könnte.

 

Dafür schließt sich uns unterwegs Inga wieder an, treffen wir auf zwei herrenlose einzelne Schuhe und eine imposante einsame Krabbe, der ein Beinchen fehlt.

 

Fr, 21.11.2008   Jetzt geht es erstmal zurück ins Inland. Die obligatorische Klettereinlage steht bevor. Dazu müssen wir nach Melmoth, um bei Mr.Greef die Schlüssel für sein Privatcamp Klipp Kloof, einer verborgenenen Idylle zwischen Melmoth und Ulundi abzuholen. Auf dem Weg dahin queren wir erneut den Hluhluwe-NP.Wir begrüßen wieder den einsam zum Fluß ziehenden Elefanten, etliche Warzis, Büffel, Zebras. Einem Schwarz-Weiß-Gestreiften fehlt zwar das zum Wedeln gedachte Körperende zur Hälfte, dafür aber präsentiert er, unbeeindruckt dicht neben der Straße stehend, wiederholt die sportlichen Möglichkeiten seiner Männlichkeit. Das weit ausgeschachtete gute Teil lässt sich an die Bauchwand heranziehen und schlangengleich kopfwärts bewegen. Wieder und wieder – die unweit grasenden Zebradamen wirken jedoch unbeeindruckt.

 

 

Ein Kunststück, das ein wuchtiger Nashornmann noch perfekter beherrscht. Um vor seiner mit ihm im Wasser-Schlammloch suhlenden Dame nebst Nachwuchs zu imponieren oder aber uns staunend-schmunzelnden Beobachter einzuschüchtern, aus Langeweile oder Spaß an der Bewegung? Wer weiß… Leider hält dies Idylle in Einsamkeit nicht lange an; die dicht bei den Nasis grasenden Zebras ergreifen plötzlich die Flucht, die Familie Schwergewicht trollt hinterher.

 

Wir pirschen weiter. Bemerkenswert sind die Unmassen an Giraffen, große, kleine, helle, dunkle – und zweimal sogar eine Mutti mit jeweils zwei offensichtlich gleichaltrigen, noch sehr jungen Kälbern, Zwillingen also. (Ich frage mich, wie die Süßen denn wohl Platz in Mamas Bauch haben konnten, suche zu Hause nach Fachinformationen: Es sei wohl sehr selten, dass ein Doppel geboren werde, aber eben nicht ausgeschlossen.)

 

 

Über Ulundi verlassen wir den Park Richtung Melmoth. Mr.Greef ist ein freundlicher Endfünfziger, der eine kleine Tankstelle betreibt. Dieses Jahr, erzählt er, wurde diese bereits 4x überfallen und leergeräumt – und doch lebt und arbeitet er weiter hier, wohin auch sonst…

 

Er übergibt uns einen dicken Schlüsselbund – einer davon wird der Passende sein zum Tor seines (fast) geheimen Reiches. Selbiges erreichen wir in den letzten Augenblicken der schnellen Dämmerung. Vom Tor aus führt ein steiniger Weg ca. 2km durch struppige Wildnis zum Grill- und Essplatz. Wir sind die einzigen Gäste.In der uns zugewiesenen größeren der beiden Hütten riecht es intensiv nach Holzschutzmittel und brummt der riesige gasbetriebene Kühlschrank sein monotones Lied. Doch was soll´s – wir sind ja unabhängig, eine Schnecke mit Haus.

 

Schnell die Zelte auf dem Toyota entfaltet und im Stockfinsteren feuerholzsuchend an diesem und jenem Geäst gerüttelt – ist´s festgewachsen, vielleicht aber morsch genug…. ? Das Holz kutschiere ich mit einer unanständig schweren Eisen-Schubkarre, die verloren am Wegesrand steht, zum Zentralplatz. Und schon gibt´s am lodernden Feuer Nudeln mit Gemüsemix und für Inga einen gemäßigteren Bohneneintopf. Gute Nacht.

 

Sa, 22.11.2008   (In Deutschland hat es geschneit und geschneit und geschneit.)Und hier ist es – ein kleines Paradies im Angesicht des tief in die rauhen Felsen geschnittenen breiten Flusses. (Erwähnenswert sei, dass linkes und rechtes -hier befinden wir uns- Ufer verschiedene Eigentümer hat. Jenseits des Wasserbandes locken hohe sonnenbeschienene Wände. Doch bleibt dieser Bereich dem Kletterherz versagt – Entscheidung des Besitzers, da kann man nichts machen.)Wilde Vegetation hangelt an rot-beigem Gestein, Vögel trillern, Grillen zirpen.

 

Am Ende der Terrasse ein großes Schild: Beware of leopard, phyton and crocodils – Gavin, 58jähriger Chemieprofessor an der hiesigen Uni, beruhigt uns, keine Gefahr. Er ist ein Freund Mr.Greefs und kurz nach dem Frühstück eingetroffen, um uns einige Kletterwege an den Wänden zu zeigen und späterhin selbst auch den einen oder anderen Weg zu bohren.

 

 

Er schenkt uns einen 170- seitigen selbstgemachten Kletterführer. Dieser wird sich später in Geralds Sammlung als ganz besonderes Unikat einreihen. In einem kurzen Abriss der Geschichte des Kletterns schreibt er, dass in den späten 1980ern der Mountain Club der Universität von Natal in Durban nach neuen Klettermöglichkeiten suchte. Es herrschte die traumhafte Atmoshäre des “go forth and bolt”. In White Umfolozi sind die ungebohrten Routen allerdings in der Überzahl- zur Zeit etwa 660.

 

 

Vorerst jedoch ist er rührend um uns bemüht, stapft barfuß im trüben Braun des Flusses über eine Sandbank hinaus. Sinkt ein, kehrt um. Zu viel Wasser. Kein Herankommen an den Fels von dessen Fuße aus. Also kraxeln wir hoch auf´s Plateau und wieder ein Stück abwärts zum Sicherungspunkt.

 

 

Und klettern an den bis zu 30m hohen Wänden dicht über Wechseln aus erdig-brauner geruhsamerer Gleichsamkeit und strudeliger Unruhe. Das beständige Rauschen und die glühende Mittagshitze, Sonne direkt – nach nur zwei Wegen streikt mein Kreislauf, ziehe ich mich in den fragilen Schatten eines kleinen Strauches zurück. Gerald und Inga gesellen sich bald dazu.

 

Auf dem Heimweg kämpft sich Geraldino noch eine heftige „21“ hoch, während Inga das Camp bereits erreicht hat. Gavin hat uns eine Nachricht hinterlassen, er sei leider schon wieder unterwegs, glaubte uns in der großen Mittagsglut schlafend in den Zelten. Nun, ist sicher auch nicht üblich, das Zenit als Aktivitätszeit zu wählen. Ein junges Pärchen richtet sich gerade in der Nachbarhütte ein und bleibt „unter sich“.

 

Unser Reiseteam arbeitet aufgabenverteilt: Die jüngere Dame schrubbt die Wäsche, die ältere zerrt bergeweise trockenes Geäst durch die Botanik Richtung Feuerstelle. Der Mann behält die Brille auf, alles im Auge und das Buch vor der Nase. Bis ein kurzes, aber heftiges Gewitter unsere Holzvorräte zu ersäufen droht, alles also geschwind unter das Terrassendach umgelagert werden muß. Welches sich letztlich jedoch nur partiell als regensicher herausstellt. Egal – nach etwa 30min erinnern nur noch die Riesenpfützen und der zwischen den Bäumen über dem Fluß stehende Dunst an die feuchte Aktion. Und schon wieder ist´s dunkel. Überraschenderweise gibt es heut Nudeln zu futtern. Und viel zu schnattern und zu albern im Angesicht der lodernden Flammen.

 

So, 23.11.2008   Habe wunderbar geschlafen. Grillen und Vögel tönen durcheinander. Blick aus dem hochgerollten Wohnfenster: Graue Wolken drücken sich dem Wasser entgegen, ein frischer Wind zupft an den Zelten. Kein Vergleich zum gestrigen Eindruck an Lichte und Strahlen… und somit Zeit zum Weiterziehen. Zunächst zurück nach Melmoth – Mr.Greef bekommt sein dickes Schlüsselbund dankend zurück. Unser etwas platt wirkender Hinterreifen wird an der Tanke aufgepumpt

 

Die nächstgrößere Stadt auf unserem Weg nach Mosambique ist Empangeni – hier wohnt Gavin. Und so kommt er, während wir im Supermarkt groooß einkaufen, auf ein schnelles Tschüß- Sagen vorbeigefahren und bekommt endlich das extra für ihn mitgenommene Saalfelder Bockbier als Dankeschön für die Hilfe.

 

Auf unserem Weg über die N2 und später die kleinere R22 kommen wir durch viele, oft dicht beieinander liegende kleine Ansiedlungen. Zwischen ihnen laufen Menschen aller Alter. Selten allein, meist in kleinen Grüppchen. Sie lachen, grüßen rufen, tanzen, flanieren.Und balancieren geschickt die verschiedensten Dinge auf dem Kopf: Ein vielleicht Zehnjähriger trägt einen einsamen schwarzen Herrenschuh. Frauen stolzieren mit dicken großen Fässern – mal aufgestellt, mal quer liegend – einher. Oder mühen sich mit enormen Paketen ab. Faszinierend auch die Eleganz, mit der ein etwa 10m langer leicht in sich gebogener Baumstamm durch den Tag schwebt. Und skurril der Anblick der Feldhacke, deren Stiel den Hinterkopf gut einen Meter überragt. Das rechtwinklich abgebogene Blatt scheint dem Schädel selbst zu entspringen – wie reingehauen, Sir Hitchcock lässt grüßen.Erwähnenswert auch das in dieser Region allgegenwärtige Einheitsmodell Toilettenhaus: Jeweils 3 bis 5 Hütten scheinen sich dieses geschwungene Hüttchen zu teilen. Mal mit, mal ohne hölzerne Tür.Über Embaseli, das jetzt Manzalane heißt (es wurden wohl etliche Bezeichnungen gewechselt??), erreichen wir das Gebiet um das Kosi Bay Natur Reservat. Um selbiges zu betreten, bedarf es eines permits, dass jedoch erst morgen wieder ausgestellt wird. Unterwegs zugestiegen sind Nico, ein schmächtiger 15jähriger und (heimlich hinten auf die Stoßstange geklettert) seine beiden deutlich jüngeren Begleiter. Sie überreden uns zum Verweilen auf dem kleinen Camp „Kosi Bay Cabins“.Wir sind die einzigen Gäste und werden überschwänglich begrüßt von zwei Kuschelwauwaus, einer kleinen anhänglich-aufdringlichen Ziege und drei neugierigen Eselchen. Die Jungs haben sichtbar Angst vor den Hunden und weichen den übrigen Vierbeinern ebenfalls möglichst aus.Die dargebotenen Schokoriegel werden schnell verputzt, die drei Ananas (wir kauften unterwegs am Straßenrand 9 Stück für 25 Rand – klein, aber oberlecker!) und die 10Rand pro Kindernase strahlend entgegengenommen – und los ziehen sie jenseits des Camp-Zauns über den Hügel der schwindenden Sonne hinterher.

 

 

Und heut gibt´s Reis, Baby! Reis mit Chakalaka und Pilzen (lecker, lecker!) – ein wenig jedoch nerven die Schwärme sirrender Mücken. Gemeinerweise schlüpfen die Biester auch an den leider nicht ganz dichten Ecken unserer Zeltwohnung ins Innere und stürzen sich nachts hungrig auf ihre Beute. Habt ihr schon mal versucht, möglichst geräusch- und bewegungsarm (da der gesamte Zeltaufbau mitwackelt und somit Inga nebenan ebenfalls gut gerüttelt wird) im Dunkeln zielgerichtet kleine Insekten zu treffen? Es verlangt Konzentration und Ausdauer – und führt recht bald zur Einsicht: Alles umsonst. Schling dir lieber den Schlafsack um die Ohren und denk dich weit weg…)

 

Mo, 24.11.2008   Zum Frühstück finden sich die drei Langohren wieder ein, naschen hier und da, lassen sich beschmusen. Nico taucht ebenfalls auf, kümmert sich um den Abwasch. Zwei Kumpels im Hintergrund kichern sich platt – garantiert unmännlich, sein Tun. (Viel entscheidender ist, dass er offensichtlich und wohl nicht erstmalig Schule bummelt. Zu diesem Zeitpunkt spricht er von gerade stattfindenden Prüfungen in seiner 9.Klasse; späterhin wird ein Parkwächter ihn zu diesem Thema anmahnen. Nicht nur, dass seine Bildungschancen so schwinden – Mama sitzt allein zu Haus mit drei weiteren Geschwistern und der älteste Bruder ernährt die Familie und kommt auch für die 350 Rand monatliches Schulgeld auf.) Über sich endlos kreuzende Sandpfade lotst der junge Mann uns schließlich zum KosiBayNatural Reserve und somit zum Strand.

 

 

Auf zur Grenze, auf nach Mosambique! Südafrika-seitig werden die Pässe aufgeklappt und abgestempelt – fertig. Wir parken wie alle anderen auf einer Freifläche – und sofort liegt eine falbe Hündin im Schatten unseres Wagens, obwohl bestimmt zehn andere Karren daneben parken. Die Süße weicht mir nicht mehr von der Seite, will schmusen, spielen, rollt auf den Rücken, knabbert mir gaaanz zart an der Hand, knurrt eine andere, kleinere mehrfach weg. Auffällig bei den (wenigen) Hunden dieser Reise ist, dass sie alle etwa nur zwei bis drei Jahre alt erscheinen und die Mädchen den Gesäugen nach schon mehrere Würfe aufzogen. Wo aber sind die Kleinen?Die Passkontrolle dauert jetzt deutlich länger – mehrere Zettel müssen sorgsam beschrieben, verglichen, eingeklebt und gestempelt werden. Genug Zeit, die in der Mittagshitze zusammengekniffenen Augen schweifen zu lassen: Alle nach Südafrika einreisenden Autos werden nacheinander von zwei Suchhunden durchschnüffelt: die hippelige SchäferMix-Dame wuselt zur einen Tür rein. Drehen, Nase in die Ecken, husch-husch und schon wieder raus, wedel wedel. Die dicke Labradorin dagegen wuchtet sich behäbig ins Wageninnere, verweilt, bewegt sich nur minimal. Kaum wieder auf sandigem Boden, schiebt sie den Hintern selbigen entgegen – plumps. Pause.

 

Hier lassen wir ihn am Auto zurück, waten durch seichtes Wasser, lagern im heißen Sand. Gerald stürzt sich mehrmals ins brausende Naß – die starke Strömung setzt ihn immer wieder deutlich seitwärts seiner Einstiegsstelle ab. Inga schläft für vielleicht zehn Minuten tief ein – und ist ab jetzt Sonnenbrand-Besitzer. (In den folgenden Tagen wird sich die noch gerötete heiße Haut mit Bläschen und Blasen schmücken. Die gemein jucken und irgendwann aufplatzen. Und das so nachhaltig, dass sie nach unserer Rückkehr vom Hautarzt gleich eine Woche krankgeschrieben werden wird.)Rückfahrt. Wir entlassen Nico am Abzweig zum Camp. Vor einem großen Gittertor lungern vier vielleicht Zwanzigjährige herum. Mit 50Rand Entlohnung und starrem Blick geht er in ihre Richtung – muß er seine Tagesausbeute gleich wieder abliefern? Hätten wir ihn 50 m weiter direkt im Camp absetzen sollen? Wir werden es weder erfahren noch ändern.

 

 Man winkt uns – die Pässe sind fertig, es geht weiter. Über Sandwege, die sich endlos teilen. Ab und an eine Ausschilderung. Vorbei an bewachsenen Sanddünen. Schwarzer Rauch kräuselt über trockenem Gras, Orange züngelt. Und ganz dicht davor/ darüber hüpft und schwebt ein Storch – wieder und wieder. Keinesfalls des Fliegens unkundig – er erwartet die Eiligen, die der Glut entkommen wollen.

 

Nach etwa 10km erreichen wir Matolunga(?), ein kleines geschütztes Camp kurz vorm brausenden Meer. Im Abendlicht setzen wir uns auf eine Düne. Lesen. Beobachten Leute. Spazieren später im feuchten Sand, den kleinen Krabben und etlichen meist bereits starr in der Brandung rollenden Quallen ausweichend. Als die einzigen Restaurantgäste können wir unter den mit Weihnachstdekoration geschmückten Tischen wählen – mit Blick auf die flinken Geckos an der Wand.

 

Di, 25.11.2008   Sandwege wechseln mit ehemals asphaltierter Straße. Die Zeit und die Hitze haben tiefe Löcher in das graue Band geknabbert. Ausbrüche, die das Fahren zum stundenfressenden Schlängeln werden lassen. Anhalter winken, kurz den Fuß vom Gas, sie fahren draußen ein Stück mit und sind irgendwann wieder nach einem Klopfen aufs Dach verschwunden.Vorbei an verschilften Seen und kleinen, verstreut liegenden Hütten mit winzigen Anpflanzungen.

 

Irgendwann weitab jeglicher Behausung schlingern wir an einem Minibus-ähnlichen Auto vorbei; der Innenraum allerdings ist bis unters Dach vollgestopft mit Gepäck. Das Gefährt hat sich hoffnungslos im Sand festgefahren. Acht ( plus Lenkrad kurbelnder Fahrer) Männer (ich hab sie gezählt; wie sind sie hierher gekommen – zu Fuß?) schieben, drücken, stemmen gegen – umsonst. Wir halten vor ihnen an und winden das bereitgehaltene ziemlich morsch wirkende Seil um unsere Zugvorrichtung. Und nun bitte alle zurücktreten, falls das gute Stück der Belastung nicht standhält… Alles geht gut. Der Bus kommt frei. Steckt nach nur vier Metern jedoch erneut fest. Im zweiten Versuch zieht Gerald ihn auf eine seitlich abgehende festere Piste. Und die acht Mann schieben unter großem Juhu und Hauruck mit – thanks my friends. Sie lachen und winken.

 

 

Kurz vor Salamanga geraten wir dann doch in eine der in der Reiseliteratur angekündigten Polizeikontrollen – kurzes Hallo, Woher und Wohin. Und weiter. Wir überqueren den Rio den Rio Maputo, es wird zunehmend belebter. Im kleinen Cabente halten wir, um den weiten Blick auf die Skyline der Hauptstadt über dem…… zu genießen. Ortsmittig herrscht vor der Fähre reges Treiben.

 

 

 Die Fähre, ein kleines, rostbraunes Gebilde, überquert eng beladen mit fünf Autos und wenigen Passagieren in 15 Minuten die Bucht. Und wir rollen ein in Maputo. Die eigentliche Stadt wirkt relativ klein. Gepflegte Bereiche ohne ein erkennbares Zentrum trennen sich von zunehmendem Wirrwarr. Nichts, das einlädt zum Aussteigen und Bummeln.

 

Doch auch vom Auto aus siehst du viel vom geschäftigen Treiben, das jeden freien Meter staubigen Bodens erobert: Es wird gehandelt, getragen, geschoben. Gelacht, geschimpft, beobachtet. Enge Wege zwischen winzigen Hütten, überall Menschen, bunte Farbtupfer die Tücher der Frauen. Entlang der großen Straßen kerben sich Abwassergräben in den vielfüßig getretenen Grund. Kinder, die dicht an ihren Rändern spielen. Eines zieht ein kleines Fahrrad mit plattem Reifen an einem Strick hinter sich her, zwei andere teilen sich ein Paar Inliner – jeder rollt mit einem Schuh. Der freie nackte Fuß stößt kräftig die festgestampfte Erde, jongliert um Steine, Scherben, Unrat.

 

 

Ziel unserer sight-seeing-tour ist die nördlich von Maputo gelegene Küste. Der Traum vom Blick auf rauschendes Meer, sinkende Sonne, leckeren Fisch. Nur erweist sich das Auffinden der aus der Stadt führenden N1 in dem ganzen Wusel aus unbenannten Straßen, Verzweigungen, Autos, Hütten, Autos… als echte Herausforderung. Vor der meine Augen kapitulieren – es ist mir zunehmend unmöglich, Karte oder (so vorhanden) Straßenschilder zu lesen. Nur noch Kopfschmerz und tieeefe Müdigkeit.

 

 Gerald lässt sich zum Kauf einiger Nüsse und einer neuen, echt wertvollen Sonnenbrille überreden. Daß das gute Stück keine 36 Stunden später um ein Glas ärmer sein würde, konnte der Verkäufer nicht ahnen. Oder doch?

 

 Inga übernimmt erfolgreich die wichtige Lotsentätigkeit. Und so setzen wir irgendwann auf einer winzigen Fähre samt geladenem Riesenbaufahrzeug über eine kleine Bucht. Und holpern einsam dem im Reiseführer hoch gelobten fischigen Abendessen in Jays Ressort entgegen.

 

In einer Ansammlung weniger Hütten steigen ungefragt fünf Hilfreiche im geschätzten Alter von 10 bis 14 Jahren backbord auf den Toyota auf. Dirigieren uns hier entlang, nein, da, jetzt dort… Versuche, die schnatternde Bande loszuwerden, scheitern an freundlich-neutralem Grinsen und strikter Verweigerung. Wir passieren ein löchrig-rostzerfressenes Hinweisschild „4×4 only“. Der Sand wird merklich tiefer, der Weg steiler. Unser Wägelchen kämpft sich schlingernd durch den Abend, Gerald holt alles fahrerkönner-technisch Mögliche aus ihm heraus – bloß jetzt nicht stecken bleiben! Unsere Mitfahrer haben ihren Spaß…Endlich erreichen wir Jays Ressort – doch adé du ersehntes Fischgericht, du leckerer Wein dazu – denn außer einem einsamen älteren Wächter finden wir nichts und niemanden vor. Er zeigt uns den verlassenen Camp-Platz; hier könnten wir –völlig allein – übernachten. Wir schauen kurz zum Meer, entscheiden uns aber dann trotz beginnender Dämmerung für das Risiko Rückfahrt. Wie aber werden wir unsere Begleiter los? Die vor wenigen Stunden an der Fähre nach Maputo gekauften Nüsse werden strahlend entgegengenommen, dann aber folgt die ganz klare Forderung nach Geld! Gerald wird lauter – nichts da. Go! Go home! Endlich verschwinden sie im Gebüsch und unser Auto kämpft sich in der sinkenden Abendsonne den Weg zurück zur „Hauptstraße“.Zwei unterwegs aufgelesene Mittzwanziger begleiten uns in unserem fortgesetzten Suchen nach einem Camp mit Gastlichkeit am Meer. Dank ihrer Hilfe finden wir dann doch noch ein kleines Restaurant mit Campingmöglichkeit. An den Wochenenden soll es hier von Südafrikanern nur so wimmeln, diese Nacht jedoch sind wir die einzigen Gäste.

 

 

 Der bedächtige Kellner Geraldo freut sich riesig über seinen hellhäutigen Namensvetter. Gut 30 Minuten Zubereitungszeit später genießen Gerald und ich leckeren Barrakuda. Ingas Wahlmenü „Gebackenes Hühnerbein“ liegt leider etwas gaumen-unfertig sprich halbroh auf dem Teller – und findet so teilweise in die Mägen zweier hungriger Schmusehunde vor der Tür. Neben unserem Auto hat inzwischen ein (bewaffneter) Wachmann diskret Stellung bezogen – eine Situation, die Inga dann doch einen ordentlichen Schreck einjagt. Nächtens krabbel ich einem dringenden Bedürfnis folgend die Leiter hinab – und über einen unserer kuscheligen Wachhunde drüber: Tiieef atmend, leicht eingerollt, völlig entspannt – er bekommt einfach nichts mit. Unsere Gegenwart scheint IHM Sicherheit zu vermitteln…

 

 

Das Frühstück fiel kärglich aber gesund aus.

 

 Mi, 26.11.2008   Nach einem flinken Abstecher zum träge rollenden Meer – in einiger Entfernung ziehen Fischer ihre Netze ein – verabschieden wir uns von den kontaktfreudigen Vierbeinern – tschüß ihr Süßen. Irgendwann später erinnere ich mich, auf dieser Reise nicht einen von ihnen aufs Bild gebannt zu haben – wirklich schade. Ein winziges regungsloses Fischlein dagegen wird fotogen verewigt….

 

Ingas Sonnenbrand wandelt sich inzwischen von flächiger Rötung zu ausgedehnten Bläschenfeldern. Die mächtig jucken, irgendwann aufplatzen und somit jede – wirklich Bewegung oder den Kontakt zu Kleidung schmerzhaft unangenehm machen. Damit nicht genug – aus der diskreten Verschwiegenheit des verhüllten Oberkörpers breitet sich das Ganze jetzt auch noch aus auf Wangen, Augenlider und Lippen!Auf dem Weg zur Fähre begleitet uns eine vielleicht 13jährige, sitzt schüchtern-sprachlos neben Inga. Kurz vor Maputo bedeutet sie uns anzuhalten. Schnell am Straßenrand die doch noch etwas zu großen Sportschuhe anprobiert und dankend mitgenommen – irgendwer kann sie bestimmt gebrauchen.

 

Diesmal tangieren wir das Straßengewimmel nur kurz nördlich auf dem Weg in die wunderherrlich grünen Berge in Richtung Swaziland. Die heiß-stickige Luft der Stadt weicht einer erfrischenden Brise, die Straße windet sich höher und höher dem klaren Blau entgegen, der Blick verliert sich in der klaren Weite – welch Gegensatz! Kurze Rast am Grenzübergang: Gerald und Inga tauschen das letzte mozambiquanische Geld gegen Bananen.

 

Ich sitze im Auto und beobachte das Beladen eines Pickups mit viel, viel Gepäck und sechs kräftigen Damen unterschiedlichsten Alters. Alle krabbeln übereinander, quetschen sich zwischen Taschen, Beutel und runde Knie. Schnattern, kichern. Abfahrtbereit. Doch eine der in bunte Tücher gehüllten Schönheiten diskutiert plötzlich zunehmend heftiger, lauter. Keine Ahnung, worum es geht – die anderen mischen sich teils ein oder beobachten alles regungslos. Rutschen ein wenig beiseite, schieben das Gepäckstück, an dem die Aufgebrachte gerade zubbelt, nach – irgendwann nach vielleicht zehn Minuten krabbelt die Gute Po voran samt einiger Bündel wieder vom Wagen.

 

Und schon rollen wir durch Swaziland. Es wird nur eine kurze Tour von ca. 60km durch sattgrüne Landschaft mit Bananenplantagen und kleinen schmucken Häusern werden – und ein Stempel mehr im Reisepaß .

 

Südafrika, da sind wir wieder – auf zum Krüger-NP. Wir erreichen ihn über das südliche Tor Crocodil Bridge. Dort ist man zunächst über unsere fehlende Übernachtungs-Reservierung irritiert, weil offensichtlich unüblich … Einige Telefonate später jedoch ist für uns im etwa 25km entfernten Camp Lower Sabie gebucht – und los geht die Erkundungsfahrt: Ein kleiner Tümpel mit versteckt brüllenden Hippos, die grünen Ebenen geben nach und nach neun grasende Nasis frei.

 

Dicht daneben rupfen Elefanten Zweige vom Baum. Viele Giraffen mit Jungtieren – und erneut treffen wir auf zwei laanghalsige Zwillingspärchen. Zebras ziehen in kleinen Herden umher.Das Camp ist angenehm ruhig trotz guter Auslastung. Jeder Stellplatz wird von einer dichten Hecke umwuchert – und bietet so ein kleines eigenes Areal.

 

 

Do, 27.11. 2008   Weiter geht die Safari gen Norden: Das dichte Grün weicht trockenem Rot-Gelb, die Erfolgsmeldungen „Tier entdeckt“ werden seltener. Im Camp Satara pausieren wir am frühen Nachmittag. Ich beobachte eine Truppe Webervögel beim Nestbau: Unglaublich, wie sie es schaffen, nur mit dem Schnabel Palmenblätter in feinste Fasern zu zerlegen, diese dann ringförmig miteinander zu verflechten. Immer mehr, immer dichter – und irgendwann ist eine neue kugelige Wohnung entstanden.Die übrigen Urlauber gehen ihren Verpflichtungen nach: Inga und Gerald schreiben Karten. Ohne ersichtlichen Grund kippt die gerade als Geschenk für Schulle erworbene Flasche Klippdrift (ein %iger leckerer Brandy den die Männer jüngst in Namibia lieben lernten ) samt Papiertüte vom Tisch und hinterlässt eine markant duftende Pfütze zu unseren Füßen. Ein Glanzstar – gut amselgroß, gelbe Augen, blauschwarz glänzendes Gefieder – zeigt sich mächtig interessiert, nippt ab und an am verdunstenden Naß. Eine kleine graue Taube gesellt sich dazu, tunkt ihren Schnabel ein. Zwei Genießer? Der reine Durst kann es nicht sein; wenige Meter weiter ist ein flacher Wasserbottich in den Boden eingelassen. Nach einigen Minuten hockt Herr Star wankend an der Rabattenkante, plumpst vornüber. Kriegt flatternd gerade noch die Kurve vorm Bodenkontakt, rettet sich mit schwerem Flügelschlag auf die nächste Palme. Die Taube hockt sich einfach an Ort und Stelle im Schatten nieder und schläft. Später gehe ich auf sie zu – alles in Ordnung? Sie blinzelt mich aus trägen Äuglein an, weicht mir mit einigen Tippelschrittchen aus, kuschelt sich wieder ein. So ein bisschen Alkohol macht halt schwere FüßeUnd wieder rollt unser Wägelchen durch die Weite des Krügerparks. Bestimmt zwei Stunden verbringen wir beobachtend an einem Tümpel mit Krokodilen und Hippos, um dann nach Satara zurückzufahren. Vom soeben angemieteten Riesencottage für stolze 110.- Euro starten wir noch zu einem flinken Kurzausflug auf der Suche nach dem großen Gelb-Zotteligen Katzi. Da das Tor zum Camp pünktlich 18h geschlossen wird, bleibt nicht viel Zeit. Mit der Karte auf den Knien schickt man den Fahrer hier rechts, an der nächsten Gabelung links, dreh lieber wieder um, dort zum Wasserloch… Doch kein Löwe weit und breit, nicht mal ein ganz winziger. In der Mitte des Camps wird auf einer kleinen Freilichtbühne ein Film über Suricates, die so markant aufrecht sichernden Erdmännchen gezeigt. Informative Abwechslung unter glitzerndem Sternenzelt.

 

 

Fr, 28.11.2008 Und wir geben nicht auf: 5Uhr früh(!) pirschen Gerald und Beate hinaus in die Wildnis – doch die Schautafel neben der Rezeption – kleine rote Farbmagnete werden an die Sichtungsstellen gesetzt – beweist es später: die Gelben waren wieder mal anderswo. Dafür aber treffen wir auf eine gigantische Büffelherde: Mehrere hundert Kolosse ziehen gemeinsam, hinterlassen beim Queren der Straße über Kilometer breite Fladen auf festem Grund. Die in der steigenden Sonne trocknen und in den kommenden Stunden von rollenden Reifen platter und flacher verteilt werden, bis nichts mehr bleibt davon am Ende des Tages. Und im folgenden Morgendämmern werden sie wieder hier entlangtrotten…

 

Die Langrüsseligen fingern nach kurzem Bad lange noch in den sandigen Uferhängen herum. Eine Pavianhorde teilt sich in mehrere Gruppen – die jungen Ungestümen, Mamas mit klammerndem Nachwuchs, imposante Herren. Und immer sind da die Wachsamen, eine leise Bewegung, ein fernes Geräusch – schon ertönt ein Warnruf, eiliger Rückzug. Bis die Neugier und der Durst sie wieder aus den Büschen lugen lässt. Dazwischen staken langbeinige Vögel geruhsam einher, weiter hinten wölben sich breite Hipporücken aus glitzerndem Naß. Seitlich davon taucht ein Kroko lautlos unter- es ist eines dieser Fleckchen Erde, die du so schnell nicht verlassen möchtest. Doch die Uhren ticken die Zeit weiter – wir müssen los.

 

Den Krüger NP verlassen wir westwärts über Orpen Gate in Richtung Johannesburg. Von dort wird in gut 24 Stunden unser Flieger gen Heimat starten…

 

Kurzer Zwischenstop im Klazerie Cheetah Project: Nach einem ca. zwanzigminütigen Informationsvortrag werden wir zu den Gehegen der Mitbewohner gefahren: Wildhunde rollen sich träge im Sand, ein Zebra weicht seiner Ziehmutter, einem wolligen Schaf, nicht von der Seite. Ein im Käfigrondell allein gehaltener Tiger wird mangels Zähnen nur mit feinen Futterbröckchen versorgt. Das dicke Löwenpaar – sie ist in anderen Umständen – würdigt uns nur eines müden Blickes. Und auch zu den zahlreich vertretenen Geparden weiß unsere Fahrerin kleine amüsante Geschichten zu erzählen. So z.B. die einer jungen Langbein-Dame, die, aus einer Narkose erwachend und zunächst nur ihre zuckende Schwanzspitze vor Augen, sich jene einfach abbiß. Seither soll sie unter den Cheetah- Herren heiß begehrt sein…

 

Eine Gruppe Geier streitet lautstark und unter Körpereinsatz um die ausgelegten Futterbrocken – und wir eilen den Bergen entgegen.

 

 

In Graskop, einem kleinen ruhigen Örtchen, wollen wir die letzte Nacht verbringen. Im Dämmern ziehen endlose Monokulturen an Bäumen vorbei, ein naher Waldbrand schickt schweren Rauch übers Land. Mit Einbruch der Dunkelheit kommen wir an. Gerald war bereits vor zehn Jahren schon einmal hier – Graskop hat sich gewandelt: Viele Häuser und Läden stehen leer, etliche mit großen Schildern „For Sale“. Und alle Quartiere sind ausgebucht!

 

Welch glücklicher Zufall: Einmal jährlich findet ein Wochenend-Treffen der Quadbiker (Südafrikas?, ich weiß nicht, wie großgefaßt die Region ist; es sind jedenfalls jede Menge Fans angereist) statt – und wir dürfen dabeisein! Trotzdem findet sich nach einem leckeren Abendbrot bei Steffi im Wine&Dine im Panorama- Camp für 140 Rand noch ein Stellplatz für unser Auto. Kühle Abendluft trägt den schweren Gesang der Ochsenfrösche in unsere Zelte – wunderbare Einschlafmelodien.

 

Sa, 29.11.2008 Die ersten Vogelstimmchen wecken auch die Technik-Freaks: Im Morgendämmern schlüpfen sie in ihre Monturen, schnell einen Kaffee, dabei den Motor des Gefährts warmlaufen lassen – um uns herum dröhnt und brummt es. Der lebhafte Nachwuchs hat seine eigenen kleinen Quads mitgebracht und erprobt sich im Wettfahren auf dem kurzen Wiesenweg im Camp – hoch, runter, hoch runter… Wir finden mit dem bis an die Felskante herangezogenen kleinen Pool ein Fleckchen wundersamer Schönheit: Steile Felsabbrüche, tiefer Grund – und daraus aufsteigende Nebelschwaden oder Wolkenfetzen lassen das Bild verschwimmen.

 

Zum Frühstück gibt´s leckeren IceCoffee, leicht matschigen FruitSalad und Kakao mit Fettaugen; um uns herum hängen Hunderte verschiedener Basecaps an den Wänden, an Pfeilern, der Decke: alles Hinterlassenschaften eingekehrter Gäste. Auf dem Weg zum Flieger wollen wir uns noch die Klettergebiete um Waterfall Boven anschauen, finden jedoch keinen Zugang zu den Felsen. Auf der Suche nach dem ansässigen Kletterladen fahren wir im Örtchen herum, ein Ambulanzwagen rast uns entgegen. Wir kehren zurück auf die autobahnähnliche T4. Links scheint ein Pfad in die Tiefe und damit den Felsen entgegen zu führen. Die nächste Ausbuchtung der Straße sei unser Haltepunkt – allerdings stehen da schon einige andere Autos. Daß eines davon die eilige Ambulanz ist, registriere ich erst rückblickend. Etliche Jugendliche in blauer, grauer und grüner Schulkleidung stehen herum; die Stimmung ist nicht die gewohnt alberne. Gerald und ich (Inga wollte im Auto warten) folgen dem kurzen Pfad, gelangen auf eine kleine Brücke. Ein hingeworfenes Seil. Dahinter eine Kiste mit weiteren Kletterutensilien. Sie wollen hier üben? Wie hoch ist´s bis zum Grund?

 

Wir treten ans Geländer, blicken auf einen mit braunem Wasser gefüllten Tümpel. Was du jetzt siehst, wird der Kopf erst nach und nach in Zusammenhang bringen können: Die Frau, die mit hochgekrempelten Hosen auf der schrägen Felsplatte, dem Einstieg ins Wasser, sitzt. Die beiden hellhäutigen Fülligen im See, die mit einem Ast unter dem seitlichen Felsvorsprung stochern. Ein Dritter beginnt in dem trüben Naß zu tauchen. Wieder und wieder, nichts… Gerald erfährt von dem neben uns Stehenden, dass ein Schüler ins Wasser gefallen und untergegangen ist. Vor mindestens fünfzehn Minuten! Die Zeit rennt davon – und ganz plötzlich wird eine schlanke Gestalt im hellgrünen Shirt hochgeschwemmt, taucht wieder halb ab. Sie ziehen ihn zur Steinschräge, bringen ihn endlich an Land. Kein Versuch einer Wiederbelebung, wahrscheinlich, weil die lang verstrichene Zeit eh dagegen spricht.Es hat sich tief eingegraben – dieses Bild des jungen schwarzen Körpers, der da liegt – zart, regungslos, den Kopf leicht nach hinten gebogen. Etwas Schaum tritt aus Nase und Mund. Ohne ihm näher gewesen zu sein, weiß ich, acht Meter über ihm, es ist vorbei. Zu spät… Es ist heftig zu wissen, da bekommt jetzt jemand einen Anruf. Irgendwo kommt ein schmaler Junge von vielleicht vierzehn Jahren vom Schulausflug nicht mehr nach Hause. Nie mehr…

 

 

Wir kehren nach Waterfall Boven zurück und finden letztendlich dank des dort bei Gustav gekauften Kletterführers doch noch den Zugang zu einem Klettergebiet. Gerald und ich steigen zum Felsen ab, Inga bleibt wiederum im Auto. Doch die Orientierung – wo ist welcher Weg – ist schwierig, die Wege selbst sind es auch. Es wird zunehmend schwüler, ein näher ziehendes Gewitter grollt, der Himmel dunkelt ein. Keine guten Bedingungen für unter Zeitdruck stehende Urlauber. Auch schiebt sich immer wieder das soeben Beobachtete in den Mittelpunkt, wird erneut gegenwärtig in den kommenden Tagen…

 

Unterwegs zurück nach Johannesburg. Gegen 17Uhr eine SMS, dass unser Flieger zwei Stunden später startet, also erst 2.30Uhr. Da heißt es die Zeit zwischen Autoübergabe 22Uhr und Sitzplatzsuche irgendwie zu überbrücken. Zunächst finden wir in Witbank in einem riesigen Einkaufstempel ein Ocean Basket – und damit ist das Abendessen gesichert. Am Airport suchen wir uns ein ruhiges Eckchen bis zum Abflug. Zwischenstop/ Fliegerwechsel in Paris – wenn man uns denn lässt. Erst mal rollt unser Maschinchen nach der Landung in abgelegenes Terrain. Alle einschließlich der Crew stehen erwartungsvoll, warten auf geöffnete Türen. Nur die gibt’s erst, wenn die schicken großen Treppen rangefahren sind – und das ist unser aller Problem: Kein Personal! (Zur Erinnerung: In den letzten Tagen wurde hier mal wieder gestreikt.) Es vergehen zwanzig Minuten, bis Bewegung in die Massen kommt, weitere wertvolle Zeit, bis ein Bus zum Weitertransport zur Verfügung steht. Der uns dann quer über den Airport kutscht, schön langsam, mal hier, mal da haltend. Weiß der Gute, wohin er will? Endlich im großräumig gestalteten Flughafengebäude, bleiben uns zwanzig Minuten bis zum Weiterflug – und der Weg zum Gate ist weeeiit! Und so sieht man drei Gestalten mehr oder weniger zielgerichtet die Gänge entlangflitzen. Irgendwann stolpert Gerald über seinen Schnürsenkel und geht zu Boden – keine Zeit für Schmerz, auf und weiter! Und sagenhafte fünf Minuten vor dem Start lassen wir uns in unsere Sitze fallen – geschafft!Nun schnell nach Hause – und dem nächsten Urlaub entgegengefiebert. Bis bald!