Tansania 2011, Teil 1

 

 

 Damit endet Teil 1 des, wie versprochen und angedroht, langen Reiseberichtes.

Freitag, 07. Januar 2011 Anruf in Tegel: “gibt es mit Swiss den Vorabend- Check- in?” Ja. Wir schnappen also den großen Rucksack mit dem Campingzeugs, die große Reisetasche mit Rädern unten dran, den Karton mit dem Campingkühlschrank und die 2 zusammengebundenen Campingstühle und sind gegen 20:00 Uhr am Schalter. Eine auf jung gemachte blonde langbeinige Sechzigerin mit französischem Akzent ist sichtlich genervt durch unsere Störung. Als unsere 4 Gepäckstücke auf dem Förderband verschwunden sind, teilt sie uns mit, dass jetzt 600.- Euro wegen Übergepäck fällig sind. Hallo! Hätte Madame vielleicht vorher mal was sagen können? Lange Rede, wir holen aus der Zollbaracke unser zugegebenermaßen schweres Zeug wieder ab, fahren erstmal beim Lieblingsgriechen in Hohen Neuendorf vorbei und organisieren unser Gepäck bis spät in die Nacht hinein neu.

Samstag 08. Januar 2011 Als Fluggesellschaften nach Dar Es Salaam gab es: Turkish, Egypt Air, British Airways, KLM und Swiss. Die beiden ersten fielen trotz günstiger Preise (um die 600.-) aus, da man außerhalb Europas umsteigen musste und ich denen nicht traue, was die dann hinstellen. KLM war immer mit einem halben Tag Aufenthalt in Nairobi verbunden; also wurden auf flugboerse.de die BA und Swiss beobachtet. Bei 856.- Euro pro Person fiel am 23.11.2010 der Hammer für Swiss. Eine gute Wahl. Fing schon bei der kostenlosen Sitzplatzreservierung an, ging bei der guten Verpflegung weiter und hörte beim individuellen Unterhaltungsprogramm noch nicht auf. Wir sahen uns “ The Social Network” über den facebook- Gründer an. Sehr empfehlenswert.

 

Abends gegen 9 Uhr kommen wir in Dar an; es ist schwül warm. Herrlich. Für ein Visum sammelt ein netter Einheimischer die Pässe der Fremden ein, gibt sie in irgendein Fenster und nach 20 min ruft es aus irgendeinem Fenster: Pass ist fertig! Gegen Zahlung von 50.-US$ pro Nase erhält man das gute Stück zurück. Ich teste derweil die Belastbarkeit der Beamten, weil ich vergesse den Blitz auszuschalten. Alles starrt auf mich! Ich tue, und bin, ganz beschämt und lächle die Visaerteiler offen an, schaue etwas betroffen und schon ist alles o.k. So wird es uns noch oft ergehen: ein freundliches Lächeln hilft stets weiter.

 

Wie gewohnt steht draußen ein Abholer mit dem Schild “Mr. Grenz” und bringt uns zum Swiss Garden Hotel, das ich, auch wie gewohnt, schon vorgebucht hatte (für 60.- Euro mit Frühstück). Wir genießen im Garten noch ein Bier von hier und einen Südafrikanischen Roten, denken an Schulle und Ines, denen es hier auch gefallen würde und fallen todmüde ins Bett unter dem Moskitonetz. Dank AirCondition fällt die Klimaumstellung nicht schwer und der kläffende Köter (eine Art Schäferhund) von der Baustelle nebenan kann uns auch nicht am erholsamen Schlaf hindern. Vorher gab schon mal der mitgebrachte Mückengiftverdampfer wegen der nicht genau passenden Steckdose den Geist auf.

 

Sonntag 09.Januar 2011  Von entscheidender Bedeutung für individuelle Reisen ist neben der Wahl der richtigen Reisebegleitung das Finden eines zuverlässigen und bezahlbaren Autovermieters. Tansania ist kein Land der Individualreisenden: 99% der Besucher nehmen an organisierten Touren teil. Dementsprechend dünn ist das Angebot an Autovermietungen für “self driving”. Mit etwas Glück stieß ich über ein Internetforum auf Xcarrentals. Mr. Anwar Ally ging auf alle per e-mail geäußerten Wünsche ein und so wurden wir nach dem Frühstück von einem freundlichen Fahrer mit unserem Toyota Landcruiser im Hotel abgeholt und ich konnte schon mal zum Office fahren und “die Karre” testen. Im Office lernten wir, dass Barzahlung gewünscht wird und dass Dollarnoten, die älter als von 2000 sind, nicht angenommen werden. Die Gefahr von Fälschungen soll groß sein. Wir einigten uns dann aber und hätten losfahren können, wenn nicht einer der zwei Reservereifen ohne Luft gewesen wäre. Der Angestellte bekam einen Rüffel und wir die Gelegenheit, unerwartet im Supermarkt auf der anderen Straßenseite den notwendigen Großeinkauf zu tätigen. Denn eigentlich sollten Sonntag die Geschäfte geschlossen sein.

 

 

Also wurde ordentlich eingekauft. Vor allem lebensnotwendige Dinge wie Wein, Bier, Wasser und ein Moskitonetz wanderten in den Einkaufswagen. Aber auch ein paar Schreibhefte, Bleistifte und Anspitzer, Dosentomaten, Dosenthunfisch, Cola und Schnaps, eine kleine Sandschaufel und was weiß ich nicht noch alles türmte sich in der Karre. Irgendwie war das Gefühl im Hinterkopf : ”wer weiss wo und wann wir wieder die Gelegenheit zu so opulentem Einkaufen haben”. Um die Antwort vorwegzunehmen: gar nicht.

So, der Reifen war nun auch mit Luft gefüllt (daß das alleine aber nicht reicht, erfahrt ihr später), ich holte das Auto, fuhr auf den Parkplatz,wir füllten den Inhalt des Einkaufswagens in den Toyota und dann wurde die Luft aus dem Doppeltank gelassen. Wir haben über den Daumen immer mit 10.000 Shilling für 5 Euro kalkuliert, also hatte die Tankfüllung einen Wert von ca. 120 Euro; ungefähr. Der Liter Diesel ist deutlich unter 1 Euro zu haben; wäre das nicht schön wenn’s zu Hause auch so wäre? Jetzt soll mir keiner kommen: ja, die sind ja so arm, die können sich das gar nicht leisten. Die Straßen von Dar sind derart verstopft und voller Autos, wie lange nicht gesehen.

Über die Ocean Road kamen wir zügig Richtung Süden zur Fähre über den Kurasini Creek, die den geschäftigen Hauptteil der Stadt mit dem ländlichen South Beach verbindet. Zum Glück war sonntags der Verkehr nicht ganz so wild wie an Wochentagen. Man stellt sich ordentlich am Ende einer Autoschlange an (die hoffentlich ihren Anfang auch am Fährpier hat), schaut ein bisschen, kauft für 1 Euro 10 Stückchen von Tintenfisch mit Chili auf Zeitungspapier und schon setzt sich die Schlange in Bewegung und man ist auf der Fähre. Dann strömt noch eine Menge Fußvolk dazu und ab geht’s, Alles ganz entspannt ohne Hektik und Geschrei. Da ist mir die Likoni- Fähre in Mombasa in ganz anderer Erinnerung geblieben.

Hier wartete die zweite und letzte vorreservierte Unterkunft: Kipepeo Beach Village. Per Internet ausgesucht, sahen die Häuschen auf Stelzen im Palmenwald am Meer unwiderstehlich aus. Kostenpunkt 80.- US$ für 2 incl. Frühstück. Aber davor kamen erstmal suchen und finden. Immer wieder fuhren wir die 5 km Strandstraße auf und abwärts, fragten hier, fragten dort, wurden hoch und runter geschickt. Wenigstens gab es zwischendurch ein verfallendes Camp, in dem nur noch die Bar funktionierte und die uns neben dem Durstbier den entscheidenden Tip zum Abbiegen an der richtigen Stelle zum Kipepeo gaben. Da der Individualtourismus fast nicht stattfindet, braucht man auch keine Schilder. Die Guides wissen ja, wo die Camps sind.

Angekommen. Die Häuschen liegen zwar sauber im Palmenwald, aber das Meer ist bestimmt Luftlinie 300 m weit weg. Hat aber wiederum den Vorteil, dass der Generator des Haupthauses mit dem Restaurant so kaum noch stören kann. Aus der Hängematte wird eine Runde SMS an die Freunde zu Hause geschickt, dass es in Tansania schön zu sein scheint. Das Abendessen unter dem Sternenhimmel am Meer ist romantisch aber kein kulinarischer Hochgenuss. Daran mussten wir uns während des ganzen Urlaubs gewöhnen. Die englische “Kochkunst” hat nun mal weite Teile Süd- und Ostafrikas geprägt.

 

serengeti-lager

 

Montag 10. Januar 2011 Sehr gut geschlafen. Auch ohne AC war es im Häuschen angenehm, da der Wind durch die Palmenblattwände zog und für angenehmes Klima sorgte. Es folgt ein fauler Tag am Strand.

Man kommt ein bisschen ins Gespräch mit 2 Männern aus Hannover, die mit ihrem Landcruiser nach Südafrika unterwegs sind, kauft ‘ne Kokosnuss zum Austrinken und “streitet” sich abends mit dem Kellner, dass der bestellte Fisch kein Fisch sondern Borstenvieh ist. Hätte nicht viel gefehlt und er hätte vor unseren Augen abgebissen, aber er zog nur an dem zähen Stück und gab dann auf, um richtigen Fisch zu bringen. Niedlich.

 

Dienstag 11. Januar 2011 Jetzt gehts los. Nach dem üblichen Frühstück mit Nescafè, Toast und Ei tauchen wir nach der Fährüberfahrt in den Trubel von Dar ein. Wir müssen da durch, um die Straße ins Landesinnere zu erreichen. Bei Barclays wird nochmal ein Packen Geld gezogen und nach mehreren Abbiegern, um irgendwie dem Stau zu entkommen, muss das Navi zeigen was es kann. Tatsächlich finden wir aus dem Gewirr heraus. Die Morogoro Road ist bestimmt noch 50 km lang dicht besiedelt (aber keine Slums wie in Kenia), dann sind wir endlich auf dem Land. Nach ca. 200 km geht die Straße quer durch den kleinen Mikumi- Nationalpark, der eigentlich nur ein Anhängsel ans des riesige Selous Game Reserve ist. Weil früher von gelangweilten Truckern aus Spaß beim Fahren die Tiere abgeknallt wurden, hat man das Gebiet zum NP erklärt. Jetzt werden sie nur noch überfahren, die Tiere. Spontan halten wir am Gate und fragen nach Bandas. Und siehe da: für 20.- US$ könne wir eine anmieten.

Die Bandas stellen sich als ziemlich neue und saubere Häuschen mit AC und einer eigenen Dusche heraus. Ein Guide bringt uns bei einbrechender Dunkelheit zu unserem Häuschen. Vorsicht! Nicht die Giraffen anfahren. Die Bandas liegen 500 m vom Camp der Angestellten weg und er möchte gern zurückgefahren werden. Als wir nachts Löwen zu hören glauben, wurde klar, warum. Wir sind die einzigen Gäste neben den auffallend kleingewachsenen Elefanten. Einer von diesen kleinen Kugeln startet doch tatsächlich einen (Schein-) Angriff auf Beate, als diese gerade mit ‘ner geöffneten Thunfischdose in der Hand vom Auto kommt. Ergebnis: fliegender Thunfisch und ein Beate- Geschwindigkeitsrekord. Zu den Bandas gehört ein Haupthaus mit großer Küche und Kühlschrank, Fernseher und einem Riesentisch mit Polsterstühlen. In der Küche sieht es ziemlich afrikanisch aus und riecht auch so. Der Kühlschrank (mief) ist mit welkem Gemüse zur Beköstigung der Safarigruppen, die mit ihren Veranstaltern hier Rast machen, gefüllt. Schön, dass wir unseren Gaskocher und Trockenfutter haben. Ich glaube es gab Spätzle mit Käsesouce.

Mittwoch 12. Januar 2011 Schwere Wolken hängen am tropischen Himmel, aber es regnet nicht. Wir tuckern durch den Park und haben fast den befahrbaren Bereich “abgehakt”. Ein Großteil ist nicht erreichbar, da eine mit Wasser vollgelaufene Senke die Piste abschneidet. Ein Eckchen haben wir noch nicht besucht. In den Spurrillen steht etwas Wasser; kein Problem. Aber Toyota wird immer langsamer und bleibt schließlich stehen. Auch Allrad und Differenzialsperre bewegen ihn nicht zur Weiterfahrt. Rechts alles trocken, links auch, aber wir stecken im Matsch! Warum auch immer wurde uns am Gate die Nummer der Diensthabenden auf den Eintrittszettel geschrieben. Auf dem Handy haben wir Super- Empfang und rufen also dort um Hilfe. Noch ein Zufall: in der Nähe ist ein Steinhaufen mit einem Elefantenschädel, so dass unsere Position gut zu beschreiben ist.

Nach 90 min kommt lächelnd ein Ranger und zieht uns mit einer 10 m langen Stahlkette aus der Pampe. Zu meiner Beruhigung sagt er, dass wir nicht die ersten sind, die er aus diesem Loch gezogen hat. Während der Wartezeit kommt ein Anruf von Günter, der es, glaube ich, ziemlich lustig fand, uns im Schlamm stecken zu wissen.

 

Kaum wieder mobil ist auch der Übermut wieder da. So ein Baobab mit der groben Rinde könnte gut als Felsersatz herhalten. Der Gedanke, dass die Griffe bewohnt sein könnten, veranlasste dann aber den Rückzug.

Es ist an der Zeit den Park zu verlassen und nach einer Unterkunft Ausschau zu halten. Im nahegelegenen Örtchen Mikumi soll es laut Reiseführer was geben. An der Straße sind Schilder, die zum TanSwissHotel locken, das nicht im Führer erwähnt ist. Ein Doppelzimmer mit Frühstück kostet 50.- US$. Die großzügige Anlage liegt etwas zurückgesetzt an der Straße von Dar nach Iringa. Das hat den Nachteil, dass man rund um die Uhr die Trucks vorüberdonnern hört. Sagen wir so: es war gerade noch für ein Sensibelchen wie mich erträglich. Auf der Speisekarte stehen einheimische Gerichte neben Geschnetzeltem mit Bratkartoffeln.

Beim Abendessen dürfen wir einen echten afrikanischen Wolkenbruch erleben.

 

Donnerstag 13.01.2011 Beatchen hat Geburtstag! Nach mir ist Josef, der Inhaber, einer der ersten Gratulanten. Er holt dann die Blumen, die ich mich nicht getraut habe, abzubrechen. Die Nacht im Zimmer war heiß und stickig. Die Klimaanlage ließ sich nur über einen Ein-Aus- Schalter betätigen. Aber -Ein- brachte außer Lärm und Luftzug keine Milderung. Die Fernbedienung hatte der Chef unter Verschluß. Die werden zu oft geklaut. Oh je, er entschuldigt sich, der Angestellte hatte vergessen, von Entfeuchten auf Kühlen umzustellen. Na, nun war es zu spät.

Josef, der Schweizer, der vor vielen Jahren in Afrika seine Weltreise begann und gleich hier hängen blieb, tat uns noch einen großen Gefallen. Wie schon gesagt, wollen die Tansanier keine Dollarscheine, die vor dem Jahr 2000 gedruckt wurden. Demzufolge hatten wir jede Menge “alte” Dollarnoten, die keiner akzeptierte. Wir konnten das Zimmer damit bezahlen und noch ein paar Dollar umtauschen.

Kaum sind wir aus Mikumi raus, da stehen wir am Ende einer langen Autoschlange. Nach einer Weile nehme ich die Kamera und gehe langsam nach vorn, um nachzusehen, was da los ist. Das sieht alles nicht gut aus. Leise frage ich den Polizisten. Wieder mal ist ein Kleinbus in einen Unfall verwickelt. 6 Tote sollen aus dem Haufen Blech herausgeholt worden sein. Ich glaube ihm. Der Minibus muß mit unglaublicher Wucht gegen einen Lkw gerammt sein. Nach einer guten Stunde ist die Strasse wieder frei und die Minibusse aus dem Stau preschen los, die verlorene Zeit wieder reinzuholen…

Als auch unser Wagen wieder freie Fahrt hat, fängt dieser auf einmal an zu schlingern, so dass ich an eine Reifenpanne glaube. Aber alle Reifen o.k. Dann müssen gleich mehrere Stoßdämpfer den Geist aufgegeben haben. Ich beobachte, nun noch vorsichtiger fahrend, die Situation. Mal läuft die Karre wie auf Schienen; dann ist sie wieder kaum auf der Straße zu halten. Die Ursache: bei Längsrinnen im Asphalt schaukelt sich der Toyota auf. Das ist alles. Also wird zukünftig bei zerfahrenem Straßenbelag langsamer gefahren. Später sollte das Problem keine Rolle mehr spielen: entweder krochen wir über sandige Schlaglochpisten oder die Straßen im Norden des Landes waren neu und glatt.

190 km westlich von Mikumi liegt Iringa (ca. 110.000 Einw.) hier saßen die Deutschen vor über 100 Jahren und versuchten sich gegen die Einheimische zu behaupten. in Folge des Ersten Weltkrieges war auch hier 1919 Schluß mit Kolonie. Angeblich handelt es sich um ein charmantes Städtchen mit einem Mix verschiedener, auch bayerischer, Bauweisen. Wir können nix vom Mix entdecken, tanken und fahren weiter Richtung Ruaha Nationalpark.

 

Dieser ist über eine anfangs arg zerfahrene 100 km lange Sand- und Geröllpiste zu erreichen. Nach 80 km fällt uns erschrocken ein, dass wir gar kein Trinkwasser nachgekauft hatten. Aber es liegen ja kleine Dörfchen am Straßenrand und die werden doch wohl einen Laden haben. Die Besitzerin freut sich über den Umsatz und hat auch nichts gegen ein Foto. Das sehen ein paar andere Frauen und wollen auch mitmachen. Ein Mann mit Fahrrad stoppt sie Fotosession und schickt die Frauen wieder an den Herd zurück. Sitten sind das …

 

Es wurde dann Zeit, nach einem Quartier zu suchen. Ein kleiner Wegweiser an einem Baum zeigt zur Ruaha Hilltop Lodge. Die ist zwar im Loose nicht aufgeführt, aber der Name klingt doch interessant. Nach einem steilen Aufschwung stehen wir in der Lodge. Malerische Steinhäuschen sind am Hang verstreut und mit kleinen steinbelegten wegen verbunden. The Roomrate is 60.- US$ per Banda or 110.- with halfboard. Na, was haben wir gewählt?

 

Wir genießen den wirklich atemberaubenden Anblick über die weite Ebene, löffeln unser Abendbrot aus dem Hause Maggi, begleitet vom Südafrikanischen Roten, und sehen fasziniert der Regenwolke zu, die sich uns langsam nähert. Dann war sie da!

 

Freitag, 14. Januar 2011

Nach 20 km ist der Ruaha NP erreicht. Dieser ist über 10.000 km² groß (ca. 1/3 von Brandenburg) und liegt auf einer Höhe von ca. 900 m. Dem Besucherbuch am Gate war zu entnehmen, dass pro Tag etwa 10 Fahrzeuge hier durchkommen. Pro Tag und Person sind 50.- US$ zu berappen. Es gibt sogar Kartenlesegeräte, wahrscheinlich über Funk, aber am Ende bezahle ich bar.

Ein paar km weiter kommen wir an den Great Ruaha River. Hier liegen zur Begrüßung Krokodile und Hippos herum. Wir genießen die Ruhe und die Einsamkeit und wissen, dass wir wiedermal hier richtig sind.

Für die erste Nacht entschieden wir uns wieder für die Banda- Variante. Kostet nicht viel und ist recht rustikal. Die Moskitonetze haben Löcher, also kommt das in Dar eingekaufte zum ersten Einsatz. Hah, das passt gar nicht für 2 Betten. Da müssen wir uns bei der Umrechnung von Zoll und Inch vertan haben. Beate bekommt das Netz; der Fahrer ist nicht so empfindlich. Das Foto mit dem Wächter lasse ich mir nicht entgehen. Er versichert glaubhaft, dass hier nachts Tiere aller Art herumstreunen.

 

Samstag, 15. Januar 2011

Die Nacht in der Banda war o.k. aber jetzt wollen wir wieder etwas Luxus und die von Josef tags zuvor empfohlene Ruaha River Lodge ansehen. Nach Reiseführer soll das die nach oben offene Kategorie jenseits 250.- US$ sein… schlucks. Vorher müssen wir noch das Geld für die Banda los werden und die Bestätigung dafür bei der zuständigen Autorität einholen. Nach längerem Suchen finden wir den Officer, total nett, und können nach wenigen Minuten weiter. Er hat hier zu tun, von den mit dem Flugzeug Einreisenden die Gebühren einzutreiben.

Nach 10 km guter Piste halten wir an einem kleinen Parkplatz vor aus Feldsteinen gebauten Häusern. Freundlich empfängt uns ein Masai und bringt uns zur Rezeption der Ruaha River Lodge. Ein wenig Smalltalk und dann gehen wir uns die schönste Hütte aussuchen. Fast alle sind frei. Wahrscheinlich deshalb kommen wir mit 160.- US$ pro Haus und Nacht mit Halbpension davon. Wie die dänische Managerin später erzählt, sind in der Trockenzeit im europäischen Sommer, wenn wegen der Wasserknappheit Unmengen Tiere am Fluß sind und Hochsaison ist, an die 400.- US$ fällig.

 

Wir wählen ein Haus direkt am Hippopool in der Nähe der auf einem Felsen thronenden Gaststätte. Diese ist wegen Umbauten geschlossen und scheidet deshalb als Störfaktor aus. Dass Bauarbeiten auch Lärm verursachen, hatte ich für einen kurzen Moment vergessen. War aber nicht allzu schlimm; wir blieben 2 Nächte an dem paradiesischen Ort.

Sonntag, 16. Januar 2011 Wieder sind wir den ganzen Tag unterwegs. Außer den großen Raubkatzen sind alle Tiere vertreten. Beeindruckend immer wieder die 20- und mehrköpfigen Hippoherden, die in jedem Tümpel zu beobachten sind.

Am Abend fahren wir wegen der Warnung vor Tieren im Camp immer die paar hundert Meter zum Restaurant mit dem Auto. Hier erfahren wir, dass wir uns auch von Masais für einen Fußmarsch hätten abholen lassen können. Wir quatschen noch eine Weile mit den Beiden, die aus dem Ngorongoro- Gebiet kommen und schenken ihnen zum Durchblättern und Bilder gucken einen ”Spiegel”.

Montag, 17. Januar 2011

Wieder werden wir vom Schnauben und RonkRonk der Hippos vor der Tür sachte geweckt. Die Sonne geht hinter dem Fluß auf und schickt milde Strahlen ins Zimmer und auf die Terrasse. Ach, könnte man nicht stinkreich sein und immer wieder hierher kommen?

Nach einigem Überlegen haben wir die Reiseplanung geändert. Tansanias Süden ist wild und wunderschön, aber alleine könnte es vielleicht schwierig werden. Deshalb werden wir nach Iringa zurückkehren und versuchen so schnell wir möglich in den Northern Circuit zu kommen. Auf der Karte sind von Iringa über 100 km unbefestigte Straße nach Norden bis zur Hauptstadt Dodoma eingezeichnet. Wird schon gehen. Den Lake Tanganjika und den Katavi- Nationalpark heben wir uns für die nächste Reise, dann mit 2 Autos, auf.

Wir verlassen den Park, zahlen die Gebühr für die zusätzlichen Tage, wieder geht die Karten nicht. Der Ranger lacht. Jetzt hat er uns wiedererkannt: Die mit den vielen bunten Karten, die alle nicht funktionieren. Wir wurden dann höflich gefragt, ob wir einen Parkangestellten mitnehmen können. Klar, kein Thema. In Iringa machen wir uns auf die erfolgreiche Suche nach der Piste Richtung Norden mit dem 100 km entfernten Ziel Dodoma. Übrigens mit Navi ein Kinderspiel…. ohne wäre es ein Fragespiel mit den Einheimischen an jeder Kreuzung geworden.

 

Dodoma-karibu

 

Unmittelbar vor Dodoma beginnt wieder eine Asphaltpiste, auf der wir in die Hauptstadt hineinfahren. Das im Loose empfohlene Hotel schreckt mit blasiertem Personal und Lärm entweder aus Klimaanlagen oder von der Straße sowie 110.-US$ ab. Wir fahren im Dunkeln ins Blaue und finden das Modern Hotel. Nettes Personal zeigt uns die Zimmer mit AC, die für 50.- US$ völlig o.k. sind und unseren Zuschlag finden. An einen Notfall mag man lieber nicht denken. Es gibt keinen Notausgang und die Fenster sind vergittert. Wir trösten uns damit, dass in dem Steinfoyer nichts brennen kann.

 

modern-hotel-flur

Wir verzichten aus Müdigkeit auf einen Hauptstadtbummel, essen noch einen Happen und gehen bald schlafen. Auch die Mädels im Restaurant waren nett und zuvorkommend. Die Preise mit 3,5o EUR für ein akzeptables Hauptgericht gingen auch in Ordnung. Also wenn nochmal Dodoma, dann hier.

2.000 TSh sind 1.- EUR

 

modern-hotel-menu

Dienstag, 18. Januar 2011 Einigermaßen ausgeschlafen verlassen wir unser Hotel in der Hauptstadt von Tansania, von der manch Einheimischer wohl nicht weiß, dass sie sich mit diesem Titel schmücken darf. Als ich in einem Gespräch mit einem Tansanier später nicht auf den Namen der Stadt kam und nur “your Capital” wußte, dachte dieser, dass von Dar es Salaam die Rede ist. Nun, bald zerstob die Hoffnung, dass die Karte alt und die Straße vielleicht neu sei. Mit 40 km/h rumpelten wir wie am Vortag Richtung Norden dahin.

 

nach-Dodoma1

Etwas Abwechslung kam an einer Straßensperre auf. Diese diente aber nur unserem Schutz. Weil im folgenden Bergland Banditen ihr Unwesen getrieben hatten, erhalten PkW einen bewaffneten Begleiter. Kostenlos übrigens. Und weil dann immer noch Platz im Auto war, bekamen wir noch Einquartierung in Form von 2 Damen hinzu. Immerhin wurde mir ein Bild gestattet (But only one!). Die folgende Passage zog und wand sich ca. 50 km durch unbewohntes und dicht bewaldetes Hügelland. Wenn hier ein Auto verschwindet, merkt das keiner. Nach 2 Stunden Gestucker verschwand unser Beschützer an der Straßensperre in der Gegenrichtung und ließ uns die 2 Damen zurück.

 

Irgendwann machen sie uns begreiflich, dass sie aussteigen wollen. Wir halten an, helfen beim ausladen und fahren weiter. Dann vermißt Beate ihre Brille. Die muß eben rausgefallen sein! Also zurück und mit Unterstützung der Damen den Straßenrand abgesucht. Fehlanzeige. Wir suchen weiter bis das Teil dann doch im Auto auftaucht.

 

ausgestiegen

Dann der GAU mitten in der Pampa: Zündschlüssel drehen und nix passiert. Erste Vermutung: das kann nur an der Wegfahrsperre liegen. Also Ein- Aus gedrückt, die Türen von Hand ver- und entriegelt. Startversuche ohne Erfolg. Die telefonische Kontaktaufnahme mit dem Vermieter schlug (gottseidank) fehl. Was jetzt? “Früher hat man beim Trabi erstmal unter die Motorhaube geguckt” erinnerte ich mich und siehe da: durch das Gerüttel hatte sich nur ein Batteriepol gelöst. Das wäre peinlich und ärgerlich gewesen, wenn wir wegen so einer Lappalie hier festgesessen und auf die vielleicht erst am nächsten Tag eintreffenden Helfer der Autovermietung hätten warten müssen.

 

Irgenwann stoßen wir auf die Vortrupps der chinesischen Straßenbaufirmen. Erst ein gelangweilter Vermesser mit seinen schwarzen Hilfskräften und 20 km später die schwere Technik. Wer weiß, wie sich diese verschlafene Gegend in einigen Jahren darstellt. Wahrscheinlich werden die Trucks hier wie auf der Strecke von Dar nach Uganda durchdonnern. Welches ist nun das kleinere Übel?

Jedenfalls sind wir irgendwann wieder auf befestigter Straße, freuen uns darüber und suchen in Anbetracht der späten Stunde eine Übernachtungsmöglichkeit. Im nahe gelegenen Tarangire- Nationalpark (alles ist relativ: nahe heißt so ca. 60 km) soll es laut Reiseführer eine lohnende und bezahlbare Lodge geben: das Tarangire River Camp.

 

strassenbau1

Es wird ein Rennen gegen die Dunkelheit. Die Schotterpiste ist längst in eine Sandbahn übergegangen, durchzogen von Querrinnen von ehemaligen Wasserläufen und Löchern von allen möglichen Erdbewohnern. Endlich taucht die versprochene Lodge hinter einer Biegung auf. Die Lage über dem Fluß ist tatsächlich spektakulär. Aber hier ist niemand! Zwar stehen einige Autos herum, aber alles Rufen nach Personal verhallt ungehört. Uns bleibt nichts weiter übrig, als zur Schotterpiste zurückzurasen und den dort vorhin gesehenen Campingplatz anzulaufen. Wir sind ja auf solche Fälle vorbereitet… aber schöner wäre schon ein Plätzchen inmitten der Tierwelt.

Der Platz hat einen komischen Namen… Babylon oder Moab oder irgendwas mit Bibel und Reggae. Schnell wird es dunkel und der Hunger kommt. Es gibt wieder mal Maggi- Fertig- und chinesisches Nudelfutter. Als Dessert werden Konyagi, der einheimische Brandy mit Cola und südafrikanischer Roter serviert. Gegen 21 Uhr taucht ein Schwarzer mit Fahrrad auf, mit dem er erst Mal in die Hecke stürzt. Aha, der besoffene Nachtwächter. Es ist Milion, eine tragische Figur. Ein Hirte, der in einer 20 km entfernten Masai- Manyatta lebt und mit dem Fahrrad jeden Abend zum Nachtwächterdienst fährt. Wir sind uns schnell sympathisch und quatschen noch bis Mitternacht. Er rührt, nun im Dienst, keinen Tropfen Alkohol an; ich schon. Um ihm zu helfen und uns ein schönes Souvenir zu verschaffen kaufen wir ihm den Rungu, seine Wächterkeule ab; für einen Monatslohn. Er spricht sehr gut englisch; wahrscheinlich gibt es ein Geheimnis in seinem Leben, das er uns nicht erzählt. Die 5 Russen in unserem Alter, die grußlos mit ihren Handys am Nachbartisch herumhingen, sollen hier unerwähnt bleiben…..

 

Mittwoch, 19. Januar 2011 Trotzdem hat sich die Szenerie mit ihnen eingebrannt: die 20jährige, zugegebenermaßen hübsche, ständig mit den Guides plappernde Reiseleiterin und die wortkargen Endvierziger, vielleicht alles millionenschwere Oligarchen, die sich die ganze Zeit gefragt haben: “was verdammt wollen wir hier nur im Zelt in dieser Einöde?”

Als wir früh um 9 aufstehen sind sie Gottseidank schon weg.

 

Die Betreiber, mehrere junge Männer, einige mit Rastalocken hängen faul ab und warten auf neue Kundschaft. Dabei liegt genügend Dreck herum, der das Auge des harmoniesuchenden Touristen stört. Als eine Reisegruppe mit dem Kochen am offenen Spülstein fertig ist, bleibt der ganze Dreck im Ausguß liegen. Mal davon abgesehen, dass die Verursacher auch den Mist wegräumen könnten, ist dann der Betreiber gefragt. Aber die Jungs sitzen rum und gucken Löcher in die Luft. Nun, jedenfalls solange, bis ich ihnen freundlich! erklärt habe, was denn so, außer Geld kassieren, noch zu ihren Aufgaben gehören könnte. Der Eine, der auf der anderen Straßenseite eine Bretterbude mit Bilderverkauf betreibt, verkrümelt sich gleich dahin. Die Anderen sammeln auf einmal Papier und Kronkorken und fangen an, das Klo zu putzen.

Nach 20 km Stuckerpiste geht es auf gebügelter neuer Straße Richtung Äquator. Den Tarangire Nationalpark halten wir wir wenig lohnend (ein Irrtum, wie sich später herausstellen sollte) und wenden uns Richtung Ngorongoro NP.

Ende Teil 1