Samstag 04.Dez. 2010 Der billigste Flug nach Brüssel wäre 6:40 Uhr von Schönefeld mit easyjet nach Brüssel gegangen. Wer uns kennt, der weiss, dass daran 2 Dinge nicht gehen: easyjet und 6:40 Uhr. Aber es gibt komischerweise am Wochenende keine Auswahl an Flügen nach Brüssel, der “europäischen Hauptstadt”… Lufthansa für über 800.- schon, aber das wäre des Guten doch etwas zuviel. War dann schon etwas verrückt, aber wir flogen mit British Airways von Tegel am Nachmittag (also ausgeschlafen und gefrühstückt) über London nach Brüssel. Dauerte zwar etwas länger aber war mit 140.- pro Nase noch akzeptabel. Vlocke freute sich am Vorabend dass Lennart uns nach Tegel bringen und eine Woche später wohl behalten wieder abholen würde. |
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Wir starten bei Kälte und Schnee und kommen abends im nasskalten Brüssel an. Anja, Robin und William holen uns ab und zeigen uns ihren Lieblingsitaliener. Spezialität des Hauses: die 1 Meter Pizza. |
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Todmüde werden wir zur Ferienwohnung gebracht, die Freund Nico sonst an Touristen und Politiker vermietet. Wie wohl überall in Brüssel ist das Treppenhaus so schmal, dass 2 Leute kaum aneinander vorbeikommen würden. Auch in diesem Haus ist bis unter den Dachfirst alles zu Wohnzwecken ausgebaut. Wir wohnten zwar schon ganz oben aber ab 5 Uhr früh trampelte über uns noch einer herum. Bei den Hobbyausbauten wird auf Schallschutz natürlich nicht geachtet. Wesentlich bedenklicher schien mir der Brandschutz: ob im Ernstfall im Dunkeln über das innenliegende Treppenhaus (also keine Fenster zum Rauchabzug) alle lebend nach unten kommen ist zu bezweifeln. Über die Dachfenster nach draußen ging auch nicht. Na ja, sind eben die Gedanken, die sich ein Mann vom Bau so macht …. |
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Sonntag 05.Dez. 2010 Am Nachmittag ist Familientreffen zu Ehren des Geburtstagskindes. Die Zahl der Kerzen auf dem Kuchen ist noch sehr übersichtlich. Wieso machen wir sowas eigentlich nicht mehr? 50 bis 60 Kerzen auf ‘ner Torte will ich mal sehen 🙂 |
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Am Abend hatte Robin uns ein typisch belgisches Gericht gekocht: Chicoree mit Schinken (gemeint ist Formfleisch; ich liebe es) umwickelt und gratiniert. Schmeckte lecker und wäre für sagenhafte 12,30 Euro auch am Brüsseler Flughafen zu bekommen. |
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Montag 06. Dez. 2010 Oh Gott, um 4:30 klingelt der Wecker, um 5:30 steht pünktlich das Taxi vor der Belgischen Tür. Viel zu früh sind wir am Flughafen, frühstücken für teuer Geld und heben um 8:00 nach Madrid ab. Gut dass wir gefrühstückt haben, denn an Bord bei Iberia gibt es nicht mal ein Glas Wasser for free. In Madrid erwartet uns ein gigantischer Flughafen mit gewöhnungsbedürftiger Orientierung. Mit einem Shuttlezug fahren wir zum nächsten Terminal und stellen fest, dass der Weiterflug nicht mit Iberia, wie gebucht, sondern mit Royal Air Maroc vonstatten gehen wird. Normalerweise hätte man sich wohl geärgert aber im Falle Iberia konnte es nur eine Verbesserung bringen. Bevor wir die Maschine entern müssen wir noch an einer aufgebrachten Menschenmenge vorbei die am Neben- Gate nach Caracas fliegen soll. Keine Ahnung worum es ging, jedenfalls Riesengeschrei, Uniformierte… bloß weg hier. Rein in die plüschigen Sessel der Marokkaner und sich mit Mittagessen und Rotwein verwöhnen lassen. Na also, geht doch!Noch beim Einsteigen klingelt das Telefon und der Vermieter der vorgebuchten Herberge für die nächste Nacht fragt nach ob alles klar ist, wo wir sind und ob wir Hilfe brauchen. Das ist nett. Marokko fängt gut an. |
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Am übersichtlichen Flughafen von Marrakesch finden wir schnell den Schalter von Thrifty, dem Autovermieter. Über www.billiger-mietwagen.de wurde ein Mitsubishi Pajero oder gleichwertig für 563,- für 7 Tage vermittelt. Es wurde dann ein Kia Sorento Diesel, mit dem es richtig Spaß gemacht hat in der Gegend herumzugondeln. Ich hatte einen Internetausdruck vom Stadtplan von Marrakesch und die Beschreibung der Anreise zu unserer ersten und vorgebuchten Herberge und es war klar dass wir schon hinfinden würden. Wir haben schon ganz andere Städte gemeistert; man denke nur an Mombasa. |
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An der Schranke der Parkplatzausfahrt des Flughafens fragte doch tatsächlich auf englisch ein alter Zausel wo wir denn hinwollen. An der nächsten Ampel links gab er uns noch mit auf den Weg. Klar, stand ja auch Zentrum dran, hätten wir auch alleine gefunden. An der nächsten Kreuzung dann Ratlosigkeit: die Karte stimmte nicht, keine Straßennamen, keine Ahnung. Plötzlich klopfte es am Fenster: der Zausel! Der wusste ganz genau, dass kein Europäer jemals in Marrakesch sein Ziel finden würde. Follow me! Etliche Kilometer folgten wir dem klapprigen Moped erst durch breite Avenuen dann durch immer enger werdende Altstadtgassen in die wir uns nicht mal mit dem Moped getraut hätten. |
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Als es wirklich nicht mehr weitergeht ist der Platz erreicht der nach Beschreibung der Herberge der Parklatz sein sollte. Autos werden hin und hergeschoben und irgendwie findet unser Kia noch ein Plätzchen für die Nacht. Dann ist auch schon Zakaria da, um uns zum Riad Libitobito zu bringen (gefunden über www.booking.com). Ein Riad ist ein altes, häufig schon verfallen gewesenes, in den historischen Altstädten gelegenes, traditionelles Wohnhaus. Es gibt einen kleinen Innenhof mit Springbrunnen, 2 bis 3 Etagen und eine Dachfläche für den Aufenthalt im Freien. Unser Riad gehört reichen Franzosen, die es zur Bewirtschaftung für 2 Jahre an Tania, Französin und Zakaria, Marokkaner verpachtet haben, wenn wir alles richtig verstanden haben. Wir zahlen 64.- Euro für das Zimmer mit Frühstück. |
Die Beiden kümmern sich wirklich um jeden Gast persönlich, es gibt das erste Mal den berühmten Pfefferminztee und kleines Gebäck und wir bekommen eine Einweisung was wir in der Kürze der Zeit in Marrakesch unbedingt sehen müssen: durch die Souks zu Djemaa el-Fna. Die Souks sind die zahllosen engen engen Gäßchen mit Handwerkern und Händlern aller Art und der Djemaa ist sozusagen der Hauptrummelplatz der Stadt. Abends bauen fliegende Restaurants ihre Zelte auf und verkaufen alles was ess- und trinkbar ist. Außer Bier und Wein. Wir genießen unsere erste Tajine (Beate) und ersten Kuskus (Gerald), aber ohne ein Glas Wein oder Bier fehlt einfach was. Das Lammfleisch mit Wasser runterspülen ist schon fremd für unseren Gaumen. |
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Nach 2 Stunden haben wir dann auch genug von dem Rummel, ziehen uns ins Cafe Arabe, das auf halben Weg zum Riad liegt, zurück und genießen den ersten guten Marokkanischen Roten. Na also, geht doch. |
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Dienstag 07. Dez. 2010 Gut ausgeschlafen frühstücken wir auf dem Dach (zu Hause liegt Schnee) und machen uns in Begleitung von Tania auf dem Weg zu unserem völlig zugeparkten Auto. Ganz entspannt schiebt der Wächter eines nach vorn, 2 nach hinten, zaubert nach ein wenig und auf einmal ist eine Gasse für uns frei. |
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Dafür hat er sich doch ein Bild verdient und nimmt nur widerstrebend ein kleines Trinkgeld an. Ganz im Gegenteil zum Mopedzausel vom Vortag, dem 10.- Euro (ein Tageslohn) für 1/2 Stunde Mopedfahren zu wenig waren. |
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Wir nehmen den Weg nach Süden, an der großen Mosche rechts abbiegen hatte Tania noch mit auf den Weg gegeben… und schon wieder verfranst im Molloch Marrakesch. An der Tankstelle wird uns der Weg gewiesen und auf einmal gibt es wieder Wegweiser. Asni ist die richtige Richtung und dann zum Tizi-n Test. Die fast menschenleere Straße windet sich in die Berge; den Abzweig zum Djebel Toubkal mit 4167 m lassen wir links liegen, da alles in Nebel gehüllt und es ziemlich kalt ist. So sind wir schneller am Ende unserer Tagesetappe als gedacht und fragen uns : was nun? |
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Wir könnten in Taroudant bleiben (aber was wollen wir da?) und fahren noch 80 km ans Meer nach Agadir. Wieder ein Moloch, diesmal aus Betonburgen für Einheimische und Touristen. Nach Reiseführer soll nördlich der Stadt ein netter Surferort namens Tarhazoute liegen. Im Dunkeln kommen wir an, finden ein einigermaßen Zimmer für 40.- Euro, fahren auf den Hof und auf einmal geht die Lenkung nicht mehr! Irgendwas mit der Servopumpe muß sein. Also den Autovermieternotruf angerufen, eine Frau geht ran, versteht aber nicht was ich von Power Stearing brabble. Der Zimmervermieter, der auch nur französich spricht, springt ein, und erklärt, was ich ihm mit Zeichensprache klarmache auf arabisch der Frau am anderen Ende und erklärt wo wir sind und was soll ich sagen: wir kommen am nächsten Tag aus dem Haus und stolpern auf der Straße über einen Mann der fragt ob wir die mit dem kaputten Auto sind. Und schon haben wir wieder ein Auto mit Lenkung. Thrifty Autovermietung, nicht schlecht! |
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Über den Ort gibt es nicht viel zu berichten. Surfer gibt es tatsächlich, also die mit ohne Segel, die auf dem Bauch in der Dünung auf einem Plastikstück treiben und auf hawaiianische Wellen warten. Die Szene trifft sich abends, wenn sie sich nicht im Müll und Bauschutt verlaufen hat, in den wenigen Lokalen und kippt sich Pfefferminztee hinter die Binde. Ich dachte erst die tun nur so und zwinkere dem Kellner zu. Da ist doch bestimmt noch ein Bier im Kühlschrank. No Missjö, no Alkohol in this village. Also gibt’s wieder Tajine mit “Thè du Menthe”. Und dann bloß weg aus dem Kaff. Auf der Straße werden gerade Hühner verkauft, die abends wohl in der Tajine auf dem Tisch stehen werden…. |
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Mittwoch 08. Dezember 2010 Wir hatten in Marrakesch noch keinen einzigen Laden sprich Supermarkt gesehen, unterwegs auch nicht und bei der abendlichen Vorbeifahrt an Agadir auch nicht. Aber irgendwo muß doch der Marokkaner und vor allem die hier lebenden Ausländer Einkaufen. Wir drehen so lange Runden durch das riesige Neubau – und Hotelviertel bis das Ziel erreicht ist: ein Supermarkt in Kaufland- Größe mit separater Wein- und Bierabteilung. Eigentlich alles wie bei uns, die Preise etwas höher; faszinierend und unüberschnupperbar die Riesenmengen an Gewürzen. |
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Wir bleiben auf Kurs Süd und schwenken ins Inland mit dem Ziel Tafraoute. Bei der Reisevorbereitung bin ich in allerletzter Minute auf die Gegend um die Stadt gestoßen, die aussieht wie Namibia an der Spitzkoppe oder Joshua Tree in Kalifornien. Die 140 km über Ait- Baha bis dorthin führen durch eine reizvolle und dünnbesiedelte Landschaft. |
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Immer wieder halten wir an, genießen die laue Luft und freuen uns, nicht im naßkalten Berlin zu sein. Einmal klettern wir auf eine Ruine und schauen von oben auf das Dorf. Ein Bauer, der mit Eseln seinen steinigen Acker pflügt, grüßt schüchtern und beobachtet uns bei der in seinen Augen sinnlosen Zeitverschwendung. Ein Kind wagt sich heran und rennt mit einer Waffel wieder auf sicheren Abstand. |
Nach Angabe des Reiseführers soll es sich bei dieser Region um eine Wohlhabende handeln. Die Leute würden mit ihren Agrarerzeugnissen und Handel genug Geld verdienen und somit auch ihre Häuser in ordentlichem Zustand halten. Kann nur bestätigt werden, nachdem wir andere Gegenden (wie zwischen Essaouira und Marrakesch) gesehen haben. |
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Wir befinden uns nun im Antiatlas, dem kleinen Bruder des Hohen Atlas. Die Berge reichen hier bis an die 2.500 m. An einem Agadir vorbei fahren wir durch das Tal der Ammeln. So heißt der hier ansässige Stamm. |
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Nach einigen Kurven sind wir am frühen Nachmittag in Tafraoute angekommen. Der Ort in 1.000 m Höhe wird überragt vom Napoleonshut, einem ca. 100 m hohen Granitgebilde. Wir wollen gerade dieses näher erkunden als ein VW Polo neben uns hält und ein Berber im blauen Mantel fragt, was wir denn so vorhaben; auf deutsch natürlich. Er sei Mohammad aus dem Maison Berbér, das wir unbedingt besuchen sollen. Und das Maison sei auch in allen Reiseführern erwähnt. Stimmt. |
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Wo wir denn wohnen? Noch gar nicht. Er empfiehlt die Auberge Kasbah Chez Amaliya. Wir folgen ihm, er liefert uns an der Rezeption ab (und lässt sich seine Provision gutschreiben) und wir stellen fest, bei einer Holländerin gelandet zu sein. Nichts gegen Diese, aber eigentlich wollen wir die paar Tage mit soviel Marokko wie möglich. Egal, jetzt sind wir hier und für eine Nacht wird’s für 80.- Euro schon gehen. Dass laufend Strom und Wasser ausfallen würden wussten wir zu dem Zeitpunkt ja noch nicht. Der Elektriker muß ordentlich gepfuscht haben, denn in allen anderen Häusern brannte Licht. |
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Nun folgt der HÖHEPUNKT der Reise! Im Reiseführer stand: wer aus Marokko ohne Teppich zurückkommt darf sich darauf etwas einbilden. Wir wollten aber nicht eingebildet sein und besuchten am Abend noch das Maison Berbér. Eigentlich hatten wir ein Museum mit Schmuck- und Handwerksarbeitenverkauf erwartet aber die beiden Teppichhändler gingen ohne Umschweife zur Sache. Vollprofis eben. Obwohl wir nie einen Teppich haben wollten gefiehl uns das Stück, das 3 verschiedene Webtechniken in wunderschönen Farben vereinigte, ausnehmend gut. Was soll ich sagen, nach langem, zum Schluß dramatischen feilschens (ich bot 10,- Euro für den Zeitaufwand den sie hatten) wurden wir handelseinig. Über die Höhe der Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart. Vlocke liegt mit Vergnügen drauf; wahrscheinlich duftet’s herrlich nach Wüste und Kamel. |
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Beide Parteien gingen danach über die Straße in ein von den Teppichhändlern empfohlenes Restaurant. Mit Bier! Beate aß ihre 3. Hühnertajine in Folge. Tajine (“Tadschin”) ist eine Zubereitungsart im tiefen Tonteller mit Deckel. Alles kommt rein, wird in den Ofen geschoben; fertig. Und schmeckt jedesmal anders. |
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Donnerstag 09. Dezember 2010 Theoretisch könnte man hier länger bleiben, ein Fahrrad ausleihen ,die Gegend erkunden und abends wieder einen Teppich kaufen. Wir verlassen frohgemut, nachdem beim Duschen wieder das Wasser ausfiel, unser Quartier. Zumal das Frühstück auch nichts besonderes war und es wegen der Stromausfälle ewig zu dauern schien, bis ein heißer Kaffee auf dem Tisch stand. Wir sind neugierig und wollen weiter nach Süden Richtung Wüste. Wir sehen wieder den Teppichhändler; er winkt nur müde zurück, wissend, bei uns ist nichts mehr zu holen. Es gibt 2 Fahrtmöglichkeiten, die sich nach 50 km wieder vereinigen. Der Teppichhändler hatte uns abends noch zu einem Reiseveranstalter gelotst, wohl in Erwartung weiterer Geschäfte, die aber ausblieben. |
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Immerhin bekamen wir die Empfehlung, den Weg durch die Schlucht zu nehmen, was wir dann auch taten. Aber erst wollten wir noch einen Blick auf die bemalten Steine werfen, die ein Belgier 1984 mit Tonnen von Farbe bemalt hatte. Beate versuchte vorher auf die Schnelle eine Erstbegehung auf einen unbemalten Felsen- erfolglos. Auf dem linken unteren Bild ist der damalige Originalzustand abgebildet. Wir sahen in der Ferne die verblassten Überreste und sparten uns den Fußmarsch dorthin. Eine gute Entscheidung, der Tag hatte noch einiges zu bieten. |
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Die Straße schraubte sich einsam die Berge hoch, in Ortsnähe sahen wir doch tatsächlich Mountainbiker, aber bald waren wir alleine. Unser Ziel war die Oase Amtoudi, die sowohl vom Reiseführer als auch vom Veranstalter des Vorabends empfohlen wurde. Um es vorwegzunehmen, wir haben sie nicht gefunden… Die sonst immer zuverlässige Reise-Know- How- Karte, der Reiseführer und die Karte die wir in der holländischen Unterkunft erhalten hatten….. alle wiesen diese Gegend anders aus. Jedenfalls wurde die Schlucht namens Gorges Ait Mansur immer tiefer und spektakulärer, die roten Felsen lockten zu Wander- und Kletterversuchen…. kurzum: richtig schön. |
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Unvermittelt fing ein Palmenwald an und auf einmal war alles grün, ein Flüßlein floss, pittoreske Häuser stapelten sich. Kinder winkten freundlich…. aber keine Ahnung an der nächsten Kreuzung, wie weiter. Ein Einheimischer sagte: rechts abbiegen. Hat aber nicht gesagt, dass dann wieder links… oder auch nicht…. die Karten halfen nicht weiter und die Wegweiser auch nicht so wirklich. |
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immerhin: ein bisschen arabisch haben wir schon verstanden. |
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Dann hatten wir auf einmal einen Opa. Er stand am Straßenrand und wollte nach Hause trampen. Er nannte irgendein Ziel und wir sagten “Amtoudi?”. Und weil er nickte nahmen wir ihn mit. War es sein Name? Er zeigte an den vielen nicht in den Karten eingetragenen Gabelungen wo wir lang fahren sollen und nach einer Stunde machte er uns begreiflich, dass er jetzt am Ziel ist. Die Einladung zu Kouskous und Tee (wir verstehen ja arabisch) verschoben wir lächelnd auf das nächste Mal. Amtoudi geradeaus und dann links. Durch Felder und kleine Siedlungen folgten wir dem Rat und drehten nach einer weiteren Stunde um. Leute fragen brachte nichts und vor kurzem gab es einen lesbaren Wegweiser nach Tiznit. Der Ort war auf der Karte und wir wüßten wieder wo wir sind. Gedacht getan. |
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Die ganze Region ist schon traumhaft. Es geht spürbar Richtung Sahara, für uns ist immer ein wenig Namibiafeeling dabei; also eine Ecke, die man durchaus wieder besuchen kann wenn einem nach Wüste, aber Namibia zu weit ist. Und Teppiche gibt’s auch nicht in Namibia. Und das Schöne hier : wenig Menschen = wenig Müll. |
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Wir wenden uns also Richtung Westen der Atlantikküste entgegen. Die Straße nach Tiznit ist in gutem Zustand, allerdings wären Leitplanken am Straßenrand schon beruhigend, denn hier, wieder im Antiatlas- Gebirge, geht es oftmals hunderte Meter abwärts. Bloss gut, dass wenig Verkehr ist. In Tiznit am Automaten schnell Geld nachgefasst und nach weiteren 20 km sind wir bei Sidi Moussa wieder am Meer. Eine kurze Runde durch die Ansammlung von Häusern; außer Meer und Plastikflaschen gibt es hier nichts Sehenswertes. Nicht weiter schlimm, wir wollten sowieso noch weiter nach Süden; wenigstens bis zu dem von Johanna und Ulli empfohlenen Leghzira. |
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Also kullern wir gemächlich am Atlantik entlang… nach 30 km ist Mirleft erreicht; soll ein Ferienort der reichen Marokkaner sein. Es gibt 2 bis 3 Wegweiser zu Fremdenzimmern wo aber niemand zu Hause ist, dann ein Appartmenthaus. Sah geschlossen aus aber aus dem Nichts erschien ein Angestellter und zeigte uns die Zimmer. Wir wollten Meerblick. Hat er verstanden und zeigt uns im leeren Haus das oberste Zimmer. 30.- Euro sind sehr o.k. aber das Meer ist nur mit Halsverdrehung aus dem Fenster zu sehen. Vielleicht entschädigt ja die Dachterrasse, die der Marokkaner auch gern bewohnt? Wieder nix: aufgerissene Zementsäcke, kaputte Stühle und Sessel und natürlich Müll entzaubern den eigentlich schönen Platz. Merci, wir kommen vielleicht nochmal zurück. Bon Chance, na dann versucht mal euer Glück, war die Antwort. Immer wenn es am dunkelsten ist, folgt das Licht. Was ist denn das für ein Palast dort am Meer? Sieht teuer aus. Los, anschauen kostet nichts. Boh, ist das schön. Und die Terrasse mit dem Pool direkt am Meer. Und die Ruhe. Und wir die einzigen Gäste, können uns das schönste Zimmer aussuchen. Und die Wellen würden die ganze Nacht rauschen, das lieben wir doch so. Das ist es doch was wir immer gesucht haben; 120 .- Euro für’s Zimmer mit Halbpension; und schon sind 2 Nächte festgemacht. |
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Und wir lassen 2 Tage und Nächte die Seele baumeln. Liegen bis nach Sonnenuntergang am Pool, der vorher immer wieder durchpflügt wurde und genießen einen gepflegten Roten zum Sonnenuntergang. Es gibt einen verspielten Hund zum Haus; Beate und selbiger sind auch zufrieden. |
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Freitag 10. Dezember 2010 Herrlich, ausschlafen, frühstücken, im Pool planschen, nichts tun. Am Nachmittag ein Ausflug nach Leghzira. Hier könnte man für deutlich weniger Geld auch direkt am Meer übernachten, die Landschaft mit den roten Konglomeratfelsen ist wirklich wunderschön. Aber verdammt nochmal: warum sammelt keiner den Müll auf ?!Wir tuckern noch ein Stück nach Süden bis Sidi Ifni. Das Örtchen war früher in spanischer Hand; die ehemalige spanische Sahara (heute Marokko … oder auch nicht…) ist nicht mehr weit. Aber wir fahren zurück in unser Paradies. |
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Wir befinden uns auf Höhe der Kanarischen Inseln, am Nachmittag ist es angenehm warm (was sich ab dem nächsten Tag ändern sollte) und wir absolvieren endlich das Pflichtbad. Wenigstens 1x müssen wir doch im Atlantik gewesen sein. Dann schnell wieder auf unsere Terrasse und lange in die Nacht hinein dem Meer gelauscht. Zwischendurch kommt der Eigentümer, ein (höchstwahrscheinlich reicher) Belgier in unserem Alter mit Business in Casablanca, wie er mir bei der Begrüßung kurz erzählt, als er in seinem Haus eintrifft und ich in “seinem “ Pool herumpaddle. Im Laufe des Abends werden noch 2 Zimmer belegt: eines mit einem jüngeren Pärchen Russen, die nicht mal Blickkontakt aufnahmen geschweige denn mal gegrüßt haben sowie noch einem netten französisch sprechenden Paar ebenfalls in unserem Alter. Nun, da es nicht mehr “unser” Haus war, würde uns auch der Aufbruch am nächsten Tag nicht mehr schwerfallen. |
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Samstag 11. Dezember 2010 Der Schnuppertrip Marokko geht zu Ende. Wir werden die Küstenstraße Richtung Norden fahren, soweit wir kommen und übernachten, wie und wo es sich ergibt. Auf dem Weg der Nationalpark Souss Massa. Ob’s dort Löwen und Elefanten gibt? War ein Spaß. Eher durch Zufall finden wir die richtige Piste und fahren einfach parallel zum Meer. Zu Beginn wollte uns ein Typ Angst machen: wir würden uns verfahren und im Sand steckenbleiben und müssten ihn unbedingt als Scout engagieren. Wir sind nicht dort umgekommen; darum schreibe ich diesen Bericht. |
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Irgendwann biegen wir nach Gefühl rechts ab, Richtung Osten, und landen wieder auf der N1 Richtung Agadir. Diverse Bauruinen oder halbfertige oder halbangefangene Urlaubsanlagen á la Spanien zeugen davon, dass auch hier die Immobilienkrise ihre Spuren hinterlassen hat. Wer weiß, in 10 Jahren ist alles vergessen und die Küste ist zugebaut wie in Spanien oder Frankreich…. |
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Das ist die Straße die die Leute benutzen, die von Spanien aus Richtung Afrikas Süden unterwegs sind. Ob wir das nochmal schaffen in diesem Leben? Ungefähr 1x stündlich kommt uns ein Riesenwohnmobil aus Frankreich, Deutschland, Holland, Italien entgegen, dessen meist nicht mehr taufrische Insassen genau dieses Vorhaben verwirklichen zu scheinen. |
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Ein Stück nördlich von Agadir verläßt die Straße den Küstenbereich und verläuft ca. 20 km entfernt durch das Hügelland. Übernachtungen drängen sich nicht auf, wir beschließen, doch noch Essaouira anzulaufen. Unterwegs gab es auf einmal Unmengen Bananen zu kaufen. Der Händler wünschte sich ein Foto nach Hause ; wurde natürlich erfüllt. |
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Wie so oft, dämmert es schon, als wir Essaouira erreichen. Einige moderne kleinere Hotels, an der vielbefahrenen Küstenstraße gelegen, scheiden aus. Endstation ist ein großer Parkplatz; weiter geht’s nicht. Ein junger Mann fragt ob wir schon eine Übernachtung haben und zeigt uns einige Prospekte. Wir sind ganz schön kaputt und haben keine Lust mehr im Dunkeln herumzusuchen und entscheiden uns für eine 30.- Euro- Übernachtung. Führe er uns bitte hin. Nach 10 min Fußweg durch die Altstadt sind wir beim Riad Inna angekommen. Einige Europäer kommen gerade heraus; so schlecht kann es dann ja wohl nicht sein und die Buchung ist perfekt. |
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Wir schlendern abends durch Essaouira. Der Unterschied zu Marrakesch ist auffällig; man bewegt sich ungezwungener, alles ist touristischer und somit europäischer… aber auch nicht so authentisch. Wenn ich die Wahl hätte: …. ich weiß es nicht. Wir sind geschafft von der Fahrt und suchen nur noch ein gutes Lokal – mit Weinlizenz natürlich. Es gibt einige, ziemlich teuer zwar… egal…. aber hochgeziegelt und ungemütlich… also doch nicht. Wir landen an einem Tisch in der Fußgängerzone. Wahrscheinlich haben sie keine Lizenz : Wein und Bier kommen im Tonbecher und werden vom Kellner im Haus eifrig nachgefüllt. Die Preise sind o.k. (80 Dirham sind rund 7 Euro) und der Kellner auch. |
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Schon gegen 21:30 werden die Bürgersteige hochgeklappt, die Innenstadt leert sich und wir wanken auch müde in unsere Absteige äh Hotel. Zu früh gefreut: 8- 10 jährige Jungs machen Spektakel und verbrennen unten lautstark Pappkartons. Der Mann an der Rezeption winkt ab: die feiern doch nur irgendwas. Ich sehe schon die Stadt in Flammen stehen und uns im 4. Stock auch. Einige Ladenbesitzer sehen das ähnlich und gießen Wasser auf die Brandsätze. Ich mache das aus dem 4. Stock auch und als die über 30köpfige Meute uns erblickt, lernen wir, was arabischer Fanatismus ist. Zum Glück haben die Kids Angst das Hotel zu stürmen und kriegen hoffentlich abends vom Papa noch den Hosenboden strammgezogen. |
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Sonntag 12. Dez. 2010 Wir haben beide bewegungslos die Nacht überstanden. Das Bett war mit eigenen Sachen ausgelegt weil keiner mit der Bettwäsche oder dem Mobiliar in Berührung kommen wollte . Wir sind ja nun wirklich nicht empfindlich aber das hier war alles schon ganz schön ääh. Beate verweigerte auch das Frühstück das in der “Lobby” dargeboten wurde, bei mir war nach einem Glas O-Saft auch Schluß. Nix wie weg hier. Es war auch ein trüber Morgen; Möwen und Katzen rekelten sich faul im Hafengelände und der überall herumliegende Abfall linderte das Bedauern erheblich, nicht am Abend hier zum Fischessen gewesen zu sein. |
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Wir müssen dann auch wirklich los denn um 14:55 geht der Flieger von Marrakesch nach Madrid und die über 200 km wollen erst mal genommen sein. Was jetzt kommt ist das häßlichste Stück Marokko was wir wir bis jetzt gesehen haben: eine breite Straße durch ödes müllübersähtes Ackerland oder mitten durch triste Dörfer und Kleinstädte. Und es wurde kälter. |
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Da wenig Verkehr herrscht sind wir nach ca. 3 Stunden am Rand von Marrakesch. Und jetzt hält uns doch wirklich ein Polizist an und will irgendwas! Mein “nicht verstehen” ist nicht gelogen und wohl überzeugend. Er will den Führerschein “permit de condoir” oder so ähnlich sehen, das kapiere ich irgendwie, na gut, ist hinten im Gepäck …. “bagage”…. entnervt gibt er auf und winkt uns weiter. Puh, nochmal Glück gehabt ohne Auslandsführerschein. Das war’s dann auch erstmal mit dem Glück. Die Maschine nach Madrid ist noch nicht mal von dort angekommen und einige andere Gesellschaften sind auch noch nicht losgeflogen. Langsam rinnt die Zeit davon und die Chancen, den Anschlußflug in Madrid zu erwischen, auch. |
Als die Maschine endlich startklar ist, gibt es nur noch Hoffnung aber keine Chance, die 19:45 Maschine noch zu erreichen. Wie befürchtet müssen wir in Madrid wieder mit der Bahn von Einem Terminal zum Anderen. Die Stewardess hatte zwar das Gegenteil behauptet aber ich habe ihr sowieso nicht geglaubt. Mit uns hastet eine blonde Deutsche ebenfalls zum Terminal mit den Berlinfliegern. Und alle 3 beginnen die Spanier zu hassen! Erstmal weil es keine Informationen gibt, dann die Härte am Securitycheck: ich bin so frei für die Mädels das Band am Serpentinengang hochzuheben da wir weit und breit die einzigen Passagiere sind und nicht wie bei Shrek den Affen machen müssen. Zurück! Alle gehen nacheinander Zickzacklinien bis zum Umfallen. So will es die 1,40 m große Bestimmerin. Und wenn wir aufmucken holt sie die Polizei. Wir glauben ihr und verschenken wertvolle Sekunden die sich zu Minuten addieren, da wir nun gaaanz sorgfältig durchsucht werden. Es war schon wieder zum Lachen als ich und der Sicherheitsmann an meiner Flasche Bier rumzerrten, die ich gern austrinken wollte er aber in den Container werfen wollte. Aber wer saß wohl am längeren Hebel? |
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Nunja, alle Maschinen hatten, wie bei Iberia üblich, Verspätung, nur eine nicht: Berlin. Den Iberia Counter hatten wir auf den Märschen zuvor schon gesehen und stellten uns nun an einer wohl 500 m langen Schlange an. Vielleicht waren’s auch nur 50, aber da es nicht vorwärtsging wurde die Schlange gefühlt immer länger. Nach ‘ner knappen Stunde waren wir wirklich bei den völlig überforderten Mädels angelangt, die einem schon wieder leid tun konnten, da für Iberia Krisenmanagement wohl ein Fremdwort ist. Sie malte für jeden Kunden auf ein A4 Blatt eine Skizze wie der Weg zum Bus sei, der einen dann zum Hotel bringen würde. Von Kopierern scheint hier noch keiner was gehört zu haben. Weiterflug 7:40 am nächsten Morgen. Wir fanden den Bus, der dann nach einer halben Stunde auch losfuhr und nach einer weiteren Stunde gegen 22:30 Uhr vor dem Hotel mitten in der Stadt hielt. Okay, nicht übel, 4 Sterne, Marmor, Naturstein, 20 Stockwerke. Organisation? Keine! Genau das hatten wir geahnt und uns gleich als erste aus dem Bus gedrängelt. Eine nette Rezeptionistin und eine Helferin versuchten dem Ansturm Herr zu werden. Ich glaube, die Chinesen die als letzte drankamen brauchten gar kein Zimmer mehr sondern konnten gleich wieder in den morgendlichen Bus einsteigen. |
Das Zimmer im 11. Stock mit eingebautem Fitness- Parcours war wirklich Klasse und es war schon schade so früh wieder raus zu müssen; nicht mal zum Frühstück war Zeit. Aber wenigstens gab es was zum “Dinner”, nämlich einen Gutschein für das Restaurant neben dem Hotel. Hier lernten wir endlich unsere Bekannte etwas näher kennen. Ich hatte schon auf dem Flughafen über die Schulter auf die Bordkarte gelinst: Feo Aladag, hm, schon irgendwie mal gehört. Sie ist Filmproduzentin und kam gerade von einer Preisverleihung für ihren Film “Die Fremde” aus Marrakesch. Nach einem kurzweiligen Spätabend fielen wir nach Mitternacht todmüde in Bett. Der Kellner war mal ein netter Spanier, er ließ uns wirklich beim Wein sitzen bis er auch unsere Stühle hochstellen musste, |
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Der Rest ist schnell erzählt:Montag 13. Dez. 2010, 6 Uhr 30 fährt der Bus los, Iberia kommt , logisch, 1 Stunde zu spät in Berlin an, weil sie, typisch, 1 Stunde zu spät losfliegen. Lennart steht mit dem Auto bereit und ich sehe am Nachmittag noch nach meiner Baustelle Köpi 54. Den Wein kann man sich merken: für 5.- oberlecker!
So, der nächste Urlaub kann kommen. Aber nie wieder mit Iberia. Und Marokko? Kann sein, muß aber nicht. Und wenn ja, dann Tafraoute und der Süden. Au weia, wenn das der Teppichhändler liest. |
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