9 Tage 7 Länder Mai 2015
9 Tage, 8 Nächte, 7 Länder! Geht so etwas? Es geht! Ohne Stress und mit viel Genuss. Und zwar so:
Es war wieder mal ein Kletterurlaub angesagt. Bei den Anderen. Wir wollten aber für ein paar Tage dazu stoßen.
Samstag, 9. Mai 2015 Wir fahren Richtung Süden und haben kurz vor Bayern noch Appetit auf eine echte Thüringer Bratwurst. Diese wurde nach Läuten eines Glöckchens über den Zaun gereicht.
Im Internet fand sich folgende Historie: „Rodaborn. Ende der 1970er Jahren erfolgte die Schließung, später die Wiedereröffnung durch die MITROPA als Transitraststätte. Nach der Wiedervereinigung führte die MITROPA AG die Raststätte weiter. Aus Rodaborn wurde eine ganz normale, wenn auch etwas altmodische Raststätte. Doch gerade das Rustikale wussten viele Gäste zu schätzen. Am 30. Juni 2004 kam im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der A 9 das Aus. Alle Bemühungen zum Erhalt der Raststätte blieben aber erfolglos. Eine Wiedereröffnung ist gesetzlich auch kaum mehr möglich, weil mit Schließung 2004 die Konzession entzogen wurde. Seither steht sie leer, die alten Parkplätze auf beiden Seiten wurden zurückgebaut, bzw. gingen durch die Autobahnverbreiterung verloren. Pressemeldung vom 1. November 2008: Die ehemalige Autobahnraststätte „Rodaborn“ wurde verkauft. Das teilte die Bundesimmobilienverwaltung mit. Der Verkauf an einen Investor werde in den nächsten Tagen abgewickelt. Ob aus der obigen Meldung nichts wurde, oder der Verkauf so lange dauerte kann nicht gesagt werden. Am 2. Mai 2009 erfolgte mehrfach die Rundfunkmeldung durch den MDR Thüringen, das die Raststätte verkauft wurde. Der neue Besitzer beabsichtigt dort eine Ausflugsgaststätte zu errichten. Die Nutzung als Autobahnraststätte sei „aus rechtlichen Gründen“ nicht mehr möglich. Somit ist es einer großen Kette von Raststättenbetreibern gelungen, der ältesten deutschen Raststätte die Konzession als solche zu entziehen und einen Mitbewerber zwischen den Raststätten Rudolphstein und Hermsdorf auszuschalten.“
Wir schaffen es zum Bodensee und übernachten in der Nähe von Lindau auf einem Wanderparkplatz. Vorher wird die Abendsonne am Wasser genossen und nachdem es draußen kalt wurde, ein opulentes Mal beim Fischer verzehrt.
Sonntag, 10. Mai 2015 Von sportlichen Frühaufstehern geweckt, fahren wir erst Mal kurz nach Lindau.
Schöne Gegend, aber voller Menschen. Eine Blaskapelle spielt frisch auf.
Wir sind neugierig und wollen weiter. An der Tankstelle noch die 40.- Vignette für die Schweiz (Land 2) gekauft und schon lag Deutschland (Land 1) hinter uns. Zur Erinnerung wurde noch rasch eine Dönerbude nach geraldino benannt:
Ein paar Kilometer durch Österreich (Land 3) waren in diesem Dreiländereck auch noch dabei und dann kam schon Land Nummer 4, Liechtenstein:Sonntag, alle Geschäfte zu und die Biersammlung lässt sich nicht um ein weiteres Land bereichern. Es gibt dort nämlich tatsächlich 2 Bierbrauereien. Nach einigen Kilometern verlassen wir das 126 km² kleine Ländchen wieder, rollen durch schöne schweizerische Natur und stehen vor dem San Bernardino Pass. Leider ist der noch geschlossen. Wir verzichten auf eine Bratwurst für 5.- EUR am Imbisswagen und nehmen den Tunnel. Die Erinnerung daran kommt 3 Wochen später in Form einer Zahlungsaufforderung über 100.- EUR wegen 8 km/h über dem Erlaubten.
Das Ziel für den heutigen Tag ist Finale Ligure. Italien = Land 5. Die ganze Strecke am Meer entlang war (wie auch am morgigen Tag) voll und laut und einfach nur nervig.
Wenige Kilometer im Hinterland findet sich der Ortsteil Finalborgo, der uns sofort gefällt. Wir befinden uns im Zentrum eines klassischen und ausgedehnten Klettergebietes. Die Stimmung hier ist total entspannt und wir beschließen, irgendwann mal zum Klettern hier her zu kommen. Gut gegessen und gesessen in der Trattoria Invexendu. Übernachtung am Rand eines kleinen Sträßchens.
Montag, 11. Mai 2015 Wir frühstücken ausgesprochen lecker und günstig in Finalborgo, fahren am Wohnmobilparkplatz in Finale vorbei und nehmen Kurs über San Remo (ohne Schussfahrt) nach Frankreich.Alle paar Kilometer heißt es zahlen, zahlen, zahlen!Kurz vor der französischen Grenze gibt es überraschenderweise ein Klein-Meteora. Ob dort geklettert wird? Wohl eher nicht in Anbetracht der Möglichkeiten rings umher.
Und schon sind wir in Frankreich (Land 6) und nach wenigen Kilometern gibt es am Highway extra einen Parkplatz samt Aussichtsterrasse auf Monaco. Von hier oben sieht das Micro- Ländchen (Nummer 7) durchaus interessant aus.
Als wir eine viertel Stunde später inmitten von Lärm, Stau, Hitze und Abgasen eine Parkmöglichkeit suchen (wollten), ist die einhellige Reaktion: bloß schnell weg hier. Und zwar über die Rennstrecke von Monte Carlo.
In Höhe Cannes biegen wir rechts ab ins Hinterland nach Grasse. Wer wie wir „Das Parfüm“ von Patrick Süsskind einige Male gelesen hat, muss hier anhalten, wenn man schon in der Nähe ist.
Weiter geht es Richtung Verdon- Schlucht. Die Dämmerung kommt und bei Gelegenheit wird in einen Waldweg abgebogen. Der Wald lichtet sich schnell und eine blumenbedeckte Wiese mit Bächlein und Felswand erscheint. Ideal. In der Ferne ist ein Bauernhäuschen zu sehen und sicherheitshalber schlendere ich vorbei um zu fragen, ob was gegen die Bleibe über Nacht spricht. Der 83- jährige Bauer und sein Hund verstehen tatsächlich mein Anliegen (pardon, dormir, une nuit usw.) und geben ihr okay.
Dienstag, 12. Mai 2015 Gut ausgeschlafen bedanken wir uns nach Morgentoilette am Bach beim Bauern und rollen weiter. Hier die Koordinaten, falls wir jemals wieder hier vorbeikommen N 43-49,035/ E 006-34,023, in der Nähe von La Garde.
Da wir kein Kartenmaterial der Gegend haben, wurde in einem Andenkenladen flugs ein Übersichtsbild abfotografiert.
Die ganze Landschaft an sich ist schon imposant und wird noch mal getopt von der engsten Stelle der Schlucht. Seht ganau hin und findet die beiden Kletterer. Wir merken uns die Stelle für morgen.
In dem erwähnten abfotografierten Reiseführer war die Route-du- crete als bemerkenswert hervorgehoben. Zu Recht! Der 20 km- Rundkurs ist jeden Meter Wert. Die Übersetzung ist etwa „Gratstraße“. Alle paar Kilometer gibt es Parkplätze an spektakulären Assichtspunkten. Auf dem folgenen Bild blickt Beate nach links zu der Stelle, an der die Kletterer zu sehen waren.
An einem der nächsten Stops stockt der Atem: mehrere Slacklines hunderte Meter über dem Boden. Wegen des starken Windes aber leider keine Benutzer. Alles sah sehr solide und sicher aus. Jedes Teil ist doppelt vorhanden. Aber wie bei Allem was Spaß macht gibt es auch hier Probleme: click auf den Insider- Bericht.
Und was passiert, wenn die highline reißt, kann der Interessierte hier sehen.
Dann noch ein kurzes Nickerchen nach der anstrengenden Runde und wir sind wieder am Ausgangsort.
Da wir noch nicht genug Auto gefahren sind, wird auch noch der Andere, weite weniger spektakuläre Rundweg befahren. Der Wendepunkt ist an einem See mit einem Städtchen in der Nähe. See uninteressant; Städtchen für morgen vorgemerkt. Nach dem langen Tag wird es Zeit, nach Abendessen und Übernachtungsplatz Ausschau zu halten. Wir sind in der Nähe des Örtchens Trigance.
Nach etwas hin und her (Nebensaison und viele Restaurants geschlossen) parken wir am Restaurant „Lou Cafoucho “ (Zur Rumpelkammer). Als ich versuche, radebrechend mit dem Wirt zu kommunizieren, sagt dieser doch , wir können auch gern deutsch miteinander reden. Juhu! In der Nachwendezeit war Thierry ein halbes Jahr mit einem Truck in Ostdeutschland für eine Ketchupfirma unterwegs und hat versucht den Ossis „diese Scheiße“ (Originalzitat) anzudrehen und hat bei der Gelegenheit ganz gut deutsch gelernt. Wer in der Nähe ist, unbedingt vorbeischauen:
Route de Castellane – D955
83840 Trigance
tél: 04 94 76 92 08
Als wir auf seine Frage, wo wir übernachten, nur mit den Schultern zucken und auf das Auto zeigen, empfiehlt er eine Stelle im Wald an einem kleinen Stausee. Ein Traum, den wir nie entdeckt hätten.
Die Koordinaten des Rastplatzes: N 43-46`04“ O 06-26’44“
Mittwoch, 13.Mai 2015 Der Tag beginnt mit einem opulenten Frühstück:Wir kehren wieder an den zentralen Punkt zurück. Hier beginnt ein interessanter Wanderweg:
„Die Wanderung auf dem Wanderpfad „Sentier Martel“ ist anspruchsvoll mit einigen schwierigen Streckenabschnitten und zwei Tunneln. Da die Felsen und Steine im gesamten Gebiet des Canyon du Verdon glatt und rutschig sind, wird empfohlen, Schuhe mit Profilsohle anzuziehen. Für die Durchquerung der Tunnel ist eine Taschenlampe erforderlich, denn es ist stockfinster im Tunnel. Als Zeitaufwand für den Weg von ca. 14 km Länge können Sie je nach Tempo und Pausen zwischen 5 bis 8 Stunden rechnen. Ausreichend Proviant und Trinkwasser nicht vergessen!
Die etwa 14 Kilometer lange Wanderroute beginnt bei La Palud-sur-Verdon und ist durch ihre Hangelpassagen und Steilstufen voller Tücken. Mitten aus der Tiefe der Schlucht ist kein Zwischenausstieg mehr möglich. Während der Wanderung geht der Pfad unermüdlich bergab und bergauf, führt über steile Treppen mit 252 Stufen und durch dunkle Felstunnel, von denen der längste 700 Meter lang ist. “ (Zitat aus provence.de)
Na, dann wandern wir mal ein Stück. Als Umkehrzeit haben wir 14 Uhr festgelegt; schließlich müssen wir auch mal in Orpierre ankommen. Gleich am Anfang kommt ein 700 m langer Tunnel. Darin sind 2 Ausstiegsstellen, an denen man zu Kletterstellen abseilen kann. Witzig.
Ein paar km weiter an den Slacklines ist dieses Mal Hochbetrieb. Dann wird die Landschaft unspektakulärer, es geht auf 14 Uhr zu und wir machen kehrt.
20 km weiter muss schon wieder ein Stop eingelegt werden. Im Städtchen von gestern: Moustiers Sainte Marie. Hübsch, aber sehr touristisch. Das hier gebraute Bier mit Bergkräutern schmeckt dennoch ungemein.
Donnerstag, 14. Mai 2015 Ein herrlicher Morgen. Die Anzeige im online- Wetter, dass eine Kaltfront heranzieht, muss ein Irrtum sein. Nach kurzem leckerem Frühstück geht es endlich an die Wand. Die Insider haben den Sektor „Quiquillon/ Dalles de soleil couchant“ auserkoren. Die letzten beiden Worte bedeuten „Abendsonne“.
Wir klettern alles ab:
Hier ist Beate in Nummer „les reves la nuit“/ 5a+ („die Träume der Nacht“)
Auf der anderen Seite des Tales liegen die leider überlaufenen Sektoren „“Chateau“ und „Belleric“:
Zum Abendessen treffen wir uns im einzigen größeren Restaurant im Ort. Sicherheitshalber und Gott sei Dank hatten wir einen Tisch reserviert. Als die Sonne untergegangen war, fegte gelegentlich ein kalter Luftzug um die Ecke…..
Freitag, 15. Mai 2015 Es hat die ganze Nacht geregnet und die Temperaturen liegen 15 Grad tiefer als gestern , also um die 10 °C. Andreas, Lothar und Helmut treten die Heimreise an, Ilona und Walther werden zu ihrem nächsten Quartier an der Ardeche fahren und wir bleiben dann auch nicht hier.
Plan B war schnell gefunden: zurück ans Meer und die vielgerühmte Calanque besucht.
Wir kommen nicht weit. Nach wenigen Kilometern auf der Autobahn Richtung Süden erblicken wir eine zauberhafte Szenerie, die schon wieder an Meteora erinnert. Spontan fahren wir ab und besichtigen die „Penitentes“ bei Les Meès. Wikipedia: „Der Legende nach stellten die Mönche der Montagne de Lure im 8. Jahrhundert den schönen Töchter der Mauren, die ein Ritter von einem Kreuzzug heimbrachte, nach. Daraufhin wurden die Ordensbrüder zur Strafe vom hl. Donatus an Ort und Stelle versteinert, wo sie noch heute Buße tun.“ Penitentes= Büßer. Hier ein paar Bilder:
Das Örtchen selbst scheint im Aussterben begriffen zu sein. Im einzigen Cafe am Großen Platz genossen wir einen Cafe au lait. Zu essen gab es nichts und sämtliche kleinen Läden, Bäcker, Fleischer die wir unterwegs gesehen hatten, waren aufgegeben. Eine Erklärung könnte der Supermarkt an der Straße zur Autobahn sein.
Eineinhalb Stunden später sind wir am Meer.
In La Ciotat stoßen wir auf einen bekannten Wegweiser: „Route du crete“. Also wieder eine spannende Gratstraße wie in der Verdonschlucht. Leider versperrt bald eine Schranke den Weiterweg: wegen starker Winde geschlossen. Da kommen 2 Pkw aus der gesperrten Richtung und stehen hinter der verschlossenen Schranke. Wir davor und wollen rein, sie dahinter und wollen raus. Bald fängt ein Franzose an, mit Werkzeug am Schloss herumzuschrauben. Ich find‘ das kurios und mache ein Foto. Eine junge Französin findet das erst mal gar nicht lustig und fragt, zum Glück auf englisch, warum ich denn das fotografiere. Nach einer kurzen Erklärung ist alles o.k.
Wir hätten jetzt zwar reinfahren können, aber wer kann garantieren, dass wir am anderen Ende wieder raus kommen? Also ordentlich über die Inlandstraße nach Cassis („Schwarze Johannisbeere“). Auf der Such nach ’ner schönen Übernachtungsstelle fahren wir eine steile Straße zu einem Leuchtturm hoch. Hui, was für ein Wind. Nun ist zu ahnen, warum die Gratstrasse geschlossen ist. In der Dämmerung folgen wir einem Sträßchen Richtung Meer und landen auf einem idyllischen Platz inmitten von Pinien und Felsen. Übrigens sind wir bis hierher 1.566 km gefahren.
Samstag, 16. Mai 2015 Auch wenn das Auto ganz schön vom Sturm durchgerüttelt wurde, hatten wir gut geschlafen.
So, genug gesehen. Dieses Gebiet muss auf jeden Fall Mal in Ruhe besucht werden. Wir wollen abends noch eine Überraschungsbesuch bei Walther und Ilona in Casteljau machen. Die Adresse haben wir „zufällig“ gestern beim Besprechen des Resturlaubs abfotografiert. Somit fahren wir wieder ein Stück nordwärts in die Region Ardeche. Die entpuppt sich als gemütliche Urlauberregion und überaschenderweise liegt hier das Weinbaugebiet „Cote du Rhone“ .
Das Flüsschen Chassezac wird mittels an einem an beiden Ufern festgemachten ehemaligen Kletterseiles selbst zu ziehendem Kanu überwunden. Gelegentlich fallen auch Leute ins Wasser 😉
Sonntag, 17. Mai 2015 Die vorerst letzte Nacht in Frankreich ist vorbei.
Und wer bei Avignon an ein Kinderlied denkt: clicke hier und singe mit:
Wir wählen einen kleinen Umweg über Chamonix, um mal den Mont Blanc von der französichen Seite zu sehen. Von der italienschen kennen wir ihn ja schon. Nach Navi ist Chamonix nur noch 5 km entfernt und von hohen Bergen weit und breit keine Spur. So klappte die Kinnlade runter, als nach einer Kurve urplötzlich ER auftauchte:
Montag 18. Mai 2015 2 Uhr nachts sind wir wieder zu Hause …