Jamaica 2003
Geographie: Größe 10.991 km² ( 1/3 von Brandenburg) , rund 2,6 Mio. Einwohner. Einwohnerdichte etwa wie in Deutschland. Religion: Zwei Drittel der Jamaikaner sind protestantische Christen. Sprache: Englisch, unter Jamaikanern auch Patois (jamaikanisch- kreolischer Dialekt). Klima: Maritim-tropisch. Reisezeit: Das ganze Jahr über. Währung: Jamaika-Dollar (an den US- Dollar gekoppelt). Höchster Berg: Blue Mountain Peak, 2.256 m
Jamaica is slow, maan! Das riefen mir eines morgens, als mich mich zu einem 5 km hin und 5 km zurück Beachwalk der schnelleren Gangart aufgerafft hatte, allenthalben die übriggebliebenen Nachtschwärmer und Kellner der Frühschicht zu. Sicher waren auch Reggae- Musiker darunter.
Deswegen hat es auch 6 Jahre gedauert, bis dieser Reisebericht entsteht. Respect!
Tja, wie war das damals? Ich bin nun mal ein reisefreudiger Mensch. Wenn die Partnerin diese Leidenschaft nicht teilt, entsteht irgendwann so ein Druck, so ein “ich muss mal wieder richtig weit weg”. Im Freundeskreis fand sich auch niemand, der mal kurz diesem Gefühl nachgeben wollte… keine Zeit …. keine Geld… die Frau….
Dann hau’ ich eben alleine ab! Die Baustelle Salzufer war fertig, ich war also terminlich flexibel, und habe echt spontan einen Flug nach Jamaica gebucht. War gerade billig bei ltur zu haben; ich glaube um die 300.- EUR für eine Woche nur Flug mit Fahrkarte nach Frankfurt. Dann sitze ich 3 Tage vor Abflug im Büro und Dirk kommt rein. “Was guckst’n da im Internet?”.
“Was, du fliegst nach Jamaica? Da will ich auch hin!”
“Echt?” “Echt!” Im Internet ltur.de aufgemacht “Es gibt noch 3 Plätze” “Buchen!” “Echt?” “Echt!”
Und schon war ich kein Alleinreisender mehr.
Dann Dirk: “Ach du Scheiße, ich habe keinen Reisepass.” Einwohneramt angerufen. Heute noch vorbeikommen mit Passbildern!
Baustelle Baustelle sein lassen, ab Richtung Amt; unterwegs Passbilder machen.
2 Tage später mit der Bahn nach Frankfurt und rein ins Vergnügen. Und nicht von den übelgelaunten Flugbegleiterinnen bei Condor die Vorfreude trüben lassen. Im 10 Stunden- Flug den gerade gekauften Loose- Reiseführer lesen: “Wo wollen wir eigentlich hin?” Nicht nach Negril, das soll der Ballermann von Jamaica sein. Dann kommt man mit verschiedenen Leuten im Flieger ins Gespräch: “Ihr müsst unbedingt nach Negril! Das ist Jamaica!” Als wir dann den Flughafen verlassen und ein Taxi übrig ist, das nach Negril fahren soll, aber nicht benötigt wird, weil die Leute aus dem Flieger privat abgeholt werden, sind die Würfel gefallen. Negril.
Taximan, bitte bringe uns nicht an die Amüsiermeile sondern bitte ruhig und billig. Ya man, no problem.
(Ya man wird auch so gesprochen, also ein A als A)
Eigentlich braucht man nur 3 Worte auf Jamaica:
1. Ya man
2. No problem
3. Respect!
Ruhig war es wirklich, und preiswert (wieviel, habe ich vergessen). Und heiß- kein AC. In der Nähe Geldautomaten, die wahlweise US- Dollar oder Jamaica- Dollar auszahlen. Der US Dollar stand 1: 1,2, also war alles relativ günstig.
Nach 1 oder 2 Übernachtungen und Gegenderkundung stellten wir fest, dass die Quartier direkt am Strand nur unwesentlich teurer waren und sogar AC hatten. Umzug!
Ich glaube es waren 25.- USD pro Zimmer.
Der, wie alle anderen auch, ständig bekiffte Taxifahrer. Er war immer ansprechbar, wenn es um irgendwelche Fragen ging. Wollte im Gegenzug von uns Reichen aber auch Geld für die Kupplung seiner Schrottkarre und was nicht sonst noch.
Und über allem schwebte buchstäblich 24 Stunden am Tag der Raggaesound. Die Jamaicaner sind süchtig danach; ob mit oder Ausländer. Abends am Beach spielte alle 100 m eine andere Liveband. War schon irre. Respect!
Einmal haben wir ein Moped gemietet und sind 1 Tag weg von Negril. Nach 50 km war der Hinterreifen platt und der Ersatzreifen war mürbe, das Werkzeug passte nicht… Haben auf der Suche nach Hilfe viele nette Leute kennengelernt, viel Mitgefühl, Ya man, aber keiner konnte wirklich helfen. Auch die Leute in einer Werkstatt nicht, auch ein Weisser nicht, der da irgendwo lebte. Irgendwie mit Draht und sonstwas ging, die Karre wenigstens fahrbereit zu machen. War aber auch wieder gefährlich: der Jamaicaner liebt zu rasen, auch durch Ortschaften, egal ob linke oder rechte Straßenseite. Beim Abbiegen zu einem Lokal zwecks Erfrischung hätte es uns um 1 Haar erwischt.
Und der Taximann war sauer, weil wir nicht bei ihm gemietet hatten: “ Mit meinem Bike wäre euch das nicht passiert!“ Ya, man.
Die Schweizerin Brigitte lebte auf Jamaica mit einem alten Rastafari zusammen. Wie mag es ihr wohl gehen?
Es soll nicht ausbleiben, dass Ausländer mit Einheimischen in Kontakt kommen. Hier 2 anonyme Beispiele:
Werden wohl Amerikaner gewesen sein. Bei uns stand eher die Freude an dem was wächst und blüht im Vordergrund. Bei Dirk mit Namen Gandja. Der Wirt hatte wie wohl alle sein Felder in den Bergen und nahm Dirk mal mit. Seelig und mit ‘ner Filmdose voll Samen kam er wieder. Hat aber hier nicht nicht gekeimt, das Zeug. No Problem.
Und schon war die Woche vorbei. Auf dem Flughafen kamen plötzlich 2 Herren in Anzügen auf uns zu, die nicht aussahen als würden sie mit sich spaßen lassen und brachten uns in ein Nebenzimmer: “Wo sind die Drogen?” Na klar, dass 2 individualreisende Herren ja nur Drogenkuriere sein können. Ich hatte Dirk täglich eingebleut, ja keine Sch… zu machen, sondern alles Gandja und sonstwas auf Jamaica zu lassen. Als die Herren nichts fanden, machten sie noch Abstriche an den Fußsohlen und analysierten die elektronisch; puh, auch ohne Ergebnis. Schnell zum Gate gerannt und in letzter Minute den Condor- Flieger erreicht. Und schon wieder die blöden Flugbegleiterinnen: “Sie dürfen hier keine mitgebrachten Getränke verzehren!” Willkommen daheim. Ya man!