Thailand Nov. 2009

 

 

Freitag der 13., wir sind nicht abergläubisch und buchen ohne zu zögern die Flüge bei Air Berlin… aber lest selbst:

Wie gesagt, am Freitag d. 13. November 2009 flog uns Air Berlin für ca. 800.- um 10:15 Uhr von Berlin- Tegel über München nach Phuket (und später natürlich zurück). Wir nutzten den Vorabend- Check- in und konnten so ganz bequem und ohne Gepäck unser Auto im Saatwinkler Damm parken und zum Flughafen laufen. Das nächste Mal werde ich sicherheitshalber den Standort des Wagens auf ein Zettelchen schreiben, denn nur die Mädels wussten noch bei der Rückkehr wo wir ihn geparkt hatten (der Saatwinkler Damm ist lang).
Die Maschine machte wie bei Air Berlin gewohnt einen ziemlich neuen Eindruck, das Personal war nett und die Bewirtung und Unterhaltung waren auch o.k. Die Sitzplätze waren vorgebucht; kostet zwar nochmal 30.- pro Nase aber es lohnt sich. Theoretisch zumindest: s. Rückflug. Nach ca. 11 Stunden Flug von München waren wir an bekannter Stelle (s. Reisebericht Thailand 2006) und wollten gleich ans Meer, auch wenn es Ortszeit kurz nach 6:00 Uhr war.
Schnell noch bei Avis den reservierten Wagen (3 Wochen ca. 700.- EUR) übernehmen: Automatik und Rechtssteuerung sowie einige kleinere Blessuren, die alle sorgfältig im Protokoll vermerkt wurden. Wir hatten uns für einen MiniVan von der Art VW Sharan entschieden; hier war es ein Toyota Innova. Auf dem Reiseplan stand eine Tour einmal von Thailands Süden bis hoch in den Norden nach Chiang Mai. Da braucht man schon ein geräumiges Fahrzeug; sind schließlich 1.500 km pro Richtung.
Übermüdet aber im Besitz eines Autos fuhren wir das kurze Stück zum Beginn der Startbahn direkt am Strand. Gemeinerweise starteten UND landeten die meisten Flieger aber genau in der entgegengesetzten Richtung, so dass uns das Schauspiel der dicht über dem Wasser einschwebenden Jets nur selten geboten wurde. Das machte auch einen etwas zauseligen Schweizer ganz traurig der sich zum “spotten”, also zum beobachten und fotografieren von bestimmten Flugzeugen hier eingefunden hatte. Als es gegen 9:00 war dachten wir, es reicht jetzt, die Strandrestaurants könnten ja schon geöffnet sein. Richtig: schon bald hatte Schulle seine erste echte scharfe “spicy” Suppe auf dem Tisch. Und weil es ja eigentlich spät abends war, gabs für die Männer ein Chang- Bier zum Frühstück.
Gegen sonstige Gewohnheit waren für die ersten 3 Nächte bereits 2 Zimmer im Green- Garden- House vorgebucht. Von 2006 wussten wir, dass in Ao Nang gute, ruhige und bezahlbare Unterkünfte Mangelware sind. Über die homepage eines Deutschen der in Ao Nang lebt bin ich auf GG- House aufmerksam geworden. Der Hintergedanke war einfach dass ein Schweizer ja wohl, wenn er neu baut, was ordentliches herstellen wird. Treffer: Daniel und Pa waren supernett und an die Zimmer waren einwandfrei. Eine Empfehlung! Ähem… allerdings…. was waren denn das für Geräusche? Tatsächlich, der Schießklub von Ao Nang ist 100 m entfernt; war aber meistens ruhig.
So nun aber ab aufs Boot und nach Railay übergesetzt. Die Fahrt durch atemberaubende Landschaft mit dem Longtail dauert 15 min und kostet 2.- EUR.
Im Viking wurde erstmal gefrühstückt und dann gings an den Fels. Nach dem ersten Weg 6a klebte die Kleidung am Leibe und beim zweiten Weg regneten meine Schweißtropfen bis zur sichernden Beate herab. Reicht! Nebenbei sahen wir uns noch ein Resort an, was vielleicht beim nächsten Besuch interessant sein könnte: das “Tonsay Bay Resort”.
Da gehen wir lieber baden, beobachten den Sonnenuntergang und fahren mit dem allerletzten Boot zurück nach Ao Nang. Der Bootsführer sagt zum angebotenen Bier nicht nein.
It’s Tempeltime. Lennart hüpft auch an allen möglichen Stellen der Welt in dieser Art herum; also probiere ich es auch mal (nicht ahnend, wohl den letzten Riesenhüpf der folgenden Jahre getan zu haben).
Der Monsun hält sich dieses Jahr nicht ganz an die Spielregeln. Eigentlich hätte es fast nur strahlend blauen Himmel geben müssen. Statt dessen hatten wir viele Wolken und immer mal wieder Wolkenbrüche. Immerhin war es nicht kalt -haha- und die Sonnenuntergänge waren malerisch.
Die Zahl der Imbißwagen und Restaurants in Ao Nang muß gegenüber 2006 nochmal gestiegen sein. Aber es schmeckt überall gut und die Preise liegen bei 2- 3.- EUR im moderaten Bereich für eine Touristenhochburg. Dass es sich bei Ao Nang um eine solche handelt, hatten wir erst von Daniel erfahren. Er zeigt uns später das beste Restaurant im Ort.
Die 2006 zufällig entdeckte Kanustation stand natürlich auch wieder auf dem Programm. Letztlich landen hier alle Kayakanbieter, egal ob sie von Phuket oder Ao Nang kommen. Die Kunden werden in den Hotels eingesammelt und hierher gefahren. Beim ersten Versuch nachmittags hatten wir Pech: es war nicht genug Wasser da, um durch die Mangrovenkanäle zu kommen: Ebbe halt. Also schon mal vorbezahlt und neuer Versuch vormittags gegen 10:00 Uhr. Unser Guide “A” nimmt uns im Empfang….. und dann kommt noch eine Traube Menschen die auch mit uns mitpaddeln soll. Das wollen wir aber nicht; also wird Guide “Q” herbeigeholt und wir starten als individuelle Kleingruppe wie gewünscht. Ohne Guide sollte man sich besser nicht ins Mangrovendickicht wagen. Aber die Geschäfte scheinen gut zu laufen: wir stoßen bald auf die Truppe mit “A” und später auf das restliche Alphabet. Wir lassen uns zurückfallen und haben dann mit einsetzender Ebbe endlich doch das Wasser für uns allein. Als die Station wieder in Sichtweite ist lassen wir “Q” schon mal nach Hause paddeln und genießen noch eine Weile das Alleinsein.
                           Gesichter Thailands von einem kleinen Dorfmarkt sowie ein Longtailkapitän:
Dann wieder mal Wolkenbruch. Es ist die nachmittägliche Ebbe und wir kraxeln danach noch etwas auf den dann freiliegenden Felseninselchen herum.
18.11.2009 Wir fahren wieder mit dem Boot von Ao Nang  nach Railey West.  Unser Ziel sind die Wände von Railey East. Dazu ist ein 20 minütiger Fußmarsch über eine kleine tropische Anhöhe erforderlich. Die Erde dampft nach dem Regenguß des gestrigen Tages. Es ist im Dschungel unglaublich stickig, schwül und heiß. Unser Ziel heißt Diamond Cave. Hier, dicht am Wasser, ist es wieder erträglich und wir klettern die griffigen und gut gesicherten Routen inmitten eines munteren und gut gelaunten Klettervölkchens von Amerikanern, Holländern, Thais und Deutschen. An einer 6b will ich am 7. Haken nicht überstreckt den 8. einhängen und steige noch etwas weiter. Dann gibt Beate Seil nach und ich will ganz entspannt clippen. In dem Moment bricht ein winzige Schuppe weg, die für mein Gleichgewicht entscheidend war und ich sehe im gleichen Moment wie in Zeitlupe einen Haken nach dem Anderen an mir vorbeiziehen. Richtung Erdmittelpunkt. Als ich beginne, mir Sorgen zu machen, fängt das Seil butterweich den Sturz auf. Leider unterstützt vom linken Fuß, der auf einem kleinen Absatz den Fall etwas mitbremste. Ganz ruhig sage ich zu Beate nach unten: lass ab, ich habe mir den Fuß gebrochen.

Die anwesenden Thais alarmieren gleich ein Boot, das mich über die Bucht nach Krabi bringt, wo dann schon ein Rettungswagen wartet und uns ins Kreiskrankenhaus bringt. Eine Mischung DDR- Krankenhaus und Emergency- room. Wozu gibt es eigentlich die Bleischürzen, die an der Wand hängen? Das Röntgenbild ist eindeutig: Fraktur. Im Bericht steht aber nur Prellung. Was denn nun?

Auf die Schnelle sind keine Krücken für einen so langen Ausländer aufzutreiben. Aber alle sind hilfsbereit und es geht mit passenden hölzernen Krücken per Taxi zurück nach Ao Nang. Der gute Daniel stellt uns nochmal die beiden Zimmer zur Verfügung und zeigt uns das wahre Thai- Restaurant. Nach Rücksprache mit dem schon lange hier lebenden Bernd von www.aonang.de sollen wir morgen in Phuket Town das Bangkok Hospital anlaufen. Nachdem ich abends für ein paar Sekunden bewusstlos im Zimmer am Boden liege wird mir langsam der Ernst der Lage klar….
19. 11. 2009 Nach 3,5 stündiger quälender Fahrt für die 200 km nach Phuket Town stellt Schulle am Donnerstag, d. 19. November den Motor vor dem Eingang des Hospitals ab. Endlich… Die Fahrt war garniert mit irrsinnigen Überholern, Mopeds als Geisterfahrern und anderen Verrückten. Gleich kommt an der Vorfahrt jemand mit einem Rollstuhl auf uns zu und wir werden sofort in das Getriebe des Krankenhauses aufgenommen. Als ich dann auf der Untersuchungsbahre liege, habe ich einen ganz schönen Kloss im Hals. Werde ich vielleicht gleich operiert? Vorher war ich noch nie Patient im Krankenhaus, hatte noch nie einen gebrochenen Knochen, noch nie eine Narkose geschweige denn OP. Das Bild vom CT unten kann jeder Laie lesen. Der junge Mann der sich als Doktor herausstellt fühlt  mal kurz und sagt nur “ oh oh oh”. Wir lernen das erste neue wenn auch einfache Wort: “swelling”. Mit der Mordsschwellung, die in den nächsten Tagen noch zunehmen wird, ist keine OP möglich, da es zu Wundheilungsstörungen nicht am Knochen sondern drumrum kommen würde. Also aufs Zimmer und warten.
Was wird nun aus unserem Reiseplan? Auf der Insel Ko Phi Phi, sprich pipi, sind 2 Bungalows am Meer gebucht und angezahlt. Klare Sache: Ines und Schulle lassen das Auto auf dem Krankenhausparkplatz stehen, fahren mit dem Taxi zur Fähre und damit nach Phi Phi. Wir halten dann Kontakt über e- mail und SMS. Beate macht es sich bei mir im Zimmer auf dem Ledersofa bequem. Wird ja nicht lange dauern- dachte ich. Als die beiden weg sind steht auch schon der “international officer” im Zimmer und will wissen, ganz nett natürlich, wie das mit meiner Versicherung aussieht. Puh… wie soll ich das rauskriegen? Der Vorschlag, wir bezahlen erstmal mit Kreditkarte (wie vor 2 Jahren Beate den Zahnarzt in USA) wird zum Glück mit Kopfschütteln quittiert. Also die liebe Adeline in Staffelde anrufen und zum Ordner mit den Versicherungsunterlagen lotsen. Derweil wird mir schon etwas mulmig, denn die Auslandskrankenversicherung habe ich gleich nach der Wende abgeschlossen; wird jährlich abgebucht.. . haben die letztes Jahr auch abgebucht? Dann Entwarnung: eine rund um die Uhr besetzte Anlaufstelle in Deutschland (die ich noch öfter anrufen werde) bestätigt, dass alles o.k. ist. Dann ein paar Faxe hin und her, ein paar Unterschriften noch und dann kann es losgehen. Nichts geht los: swelling! Die (neues wenn auch bekanntes Wort) “Blister” also flüssigkeitsgefüllten Hautblasen werden immer größer und furchterregender, weshalb hier auch auf ein Foto verzichtet wird. Anfragen können aber per e-mail an mich gerichtet werden. Nach 2 Tagen schlägt der Dokter die “hyperbaric chamber” vor. Ein Aufenthalt unter 2,5 bar in reinem Sauerstoff soll den Abtransport der Schadstoffe aus der “injurie”, der Verletzung, beschleunigen. Klingt plausibel; meint auch Beate. Aus ganz anderen Gründen habe ich meine Meinung ganz schnell geändert: da rein? NIEMALS! Kriege jetzt noch feuchte Hände wenn ich nur die Bilder sehe. Die auch wieder supernette Betreiberin der Druckkammer verstand mein Problem… andere haben’s aber auch geschafft und sich die Zeit mit Fernsehen vertrieben. Man soll in dem Ding 1,5 Stunden bleiben… die Klappe wird hermetisch verriegelt… und wenn man ‘raus will dauert die Dekompression mindestens 10 min. Schon der Probeaufenthalt fürs Foto (was nimmt man nicht alles auf sich) verursacht Schweißausbrüche, Panik und Blutleere im Gesicht. Auch Beate winkt ab: 10 min bis zum Öffnen- das geht nicht. Die Dame ist nicht böse; immer wenn wir uns begegnen gibt’s ein Schwätzchen.
Die Kammer ist natürlich hauptsächlich für die Behandlung von Tauchunfällen installiert. Also Taucher, aufgemerkt: wenn ihr das zu schnelle Auftauchen gerade noch überlebt habt- wenn ihr weiterleben wollt müßt ihr da rein. 1,5 Stunden ohne wenn und aber!
Doktor Anupab verlor über die Pleite mit der Druckkammer kein Wort und beschloß der Sache nun mit dem Skalpell zu Leibe zu rücken. Vorher versicherten mich die Schwestern der Station nochmals ihres Wohlwollens. Bei dem Geschnippel an den Blistern konnte ich nicht hinsehen, sondern mir nur die Fotos ansehen. Dem Doktor hatten wir auch erklärt, dass wir die Fotos nicht für die Versicherung sondern für unsere Freunde daheim machen. Er hatte nichts dagegen obwohl schon am Krankenhauseingang ein No- Photos- Sticker klebt. Er bat später nur um Verständnis dass bei der eigentlichen OP die policies der Klinik keine Fremden im OP zulassen. Er bot uns trotzdem einen kurzen Besuch von Beate an, auf den wir dann aber verzichtet haben.
Als die blöden Blister endlich weg waren fühlte ich mich gleich besser und humpelte mit dem Alugestell zur Internetcorner um die erste e-mail an die Freunde zu Hause zu schreiben. Die 1.Hilfe- Schiene ( engl. “splint”) wurde durch ein amerikanisches hightech- Produkt ersetzt.PS: von den Muskeln ist 2 Wochen nach der OP nichts mehr zu sehen
Dessenungeachtet rutschte der OP- Termin weiter nach hinten. Mit swelling keine OP. Inzwischen hatten wir uns an das Leben mit Vollpension und Klimaanlage gewöhnt. Kamen mir am ersten Tag 2 Stunden wie 1 Jahr vor, waren 8 Stunden Tag am 4. Tag im Hospital schon nur noch Erholung. Im TV liefen über Kabel 60 Sender: viel Thai, China, Indien; dann Golf, Rugby, Kricket, wobei wir außer Golf nicht ergründen konnten worum es eigentlich geht… und 1 (in Worten EIN) deutscher Sender, nämlich die Deutsche Welle. Ich hasse sie seitdem! Ein bisschen Talkshow, ein Report, ein paar Nachrichten und vor allem immer wieder das Gleiche endlos wiederholt und dann nochmal auf englisch. Dieser ARD- Ableger verbrennt unser Geld lichterloh!
Die wirksamste Methode der Schwellung entgegenzuwirken ist und bleibt ganz einfach: kühlen. Die blaue Manschette wird um den Fuß gewickelt und mit eiskaltem Wasser aus dem Tank gefüllt. Wenn nach ‘ner Stunde keine Wirkung mehr zu spüren ist, Wasser aus Manschette wieder in Tank zurück, 1 Kilo Eiswürfel aus dem Gefrierfach in den Tank und Manschette wieder gefüllt. Für unerschöpflichen Eisnachschub sorgten wieder mal die Schwestern. Die kleine Entlastung, dass Beate mehr und mehr den Kühlwasserwechsel übernahm, haben sie ohne zu murren akzeptiert. Bei der Gelegenheit hier ein typischer Tagesablauf:
02:00 Antibiotikumspritze über die Braunüle im Handrücken, Kühlwasserwechsel
04:00 Kühlwasserwechsel
06:00 Kühlwasserwechsel, Temperaturmessung (berührungslos im Ohr), Blutdruckmessung (vollelektonisch)
07:15 Frühstück wird serviert
08:00 Antibiotikumspritze, Tablettencocktail
09:00 die Putzfrau ist da
09:25 Blutdruckmessung
09:30 Temperatur
09:40 Eisvorräte im Kühlschrank aufgefüllt
11:00 der Doktor kommt vorbei
12:00 Trinkwasser in Flaschen wird gebracht
12:15 Lunch, das Mittagessen wird serviert
12:20 Tablettencocktail wird serviert
13:15 eine junge Frau möchte wissen was wir am nächsten Tag zu essen wünschen (zum Vergrößern auf Speisekarte clicken)
13:20 Die Zeitung wird gebracht “The Nation”
13:25 Blutdruck, Temperatur
13.40 Antibiotikumspritze, Spritze mit Blutverdünner gegen Thrombose
14.00 Bettwäsche und Handtücher werden gewechselt
16:45 Dinnertime, das Abendessen wird gebracht
17:00 Blutdruck, Temperatur
17:55 noch ein Tablettencocktail
18:10 Abfallbehälter werden geleert
20:25 Antibiotikumspritze
Und nicht unerwähnt soll bleiben, dass 2x täglich gefragt wurde: pee pee? poo?Dann, endlich, Donnerstag d. 25.11., 08:30, die Abholer zur OP stehen vor der Tür. Eigentlich sollte ich von der Schlaftablette benebelt sein, hatte der Doktor versprochen; aber wahrscheinlich hatten sie sich bei der Dosierungsberechnung verrechnet. Jedenfalls bin ich hellwach. Schnell noch Beatchen umarmt und ab gehts. Im OP ist es hundekalt. Der Anästhesist bringt mir 2 warme Decken und ein Kopfkissen und bittet mich dann, mich zur Seite zu drehen für den “spinal shot”. Mir wird gleich wieder eiskalt: eine Spinalanästhesie? Ich will doch eine “richtige” Narkose; nichts hören und spüren. Er beruhigt mich: dann wird noch ein Schlafmittel drübergelegt und alles wird gut. Überzeugt. Irgenwann mittendrin werde ich wach, höre Akkuschrauber oder so etwas, wechsle ein paar Worte mit dem Anästhesisten und bitte ihn dann mich wieder schlafen zu schicken. Als ich das zweite Mal wach werde und weiterschlafen möchte, sagt er grinsend, dass alles schon vorbei ist und gerade zusammengeräumt wird. So bin ich nach 4 Stunden putzmunter wieder bei Beate auf dem Zimmer 741.
Bald darauf kommen Ines und Schulle zum Krankenbesuch. Die Zeit auf Ko PhiPhi war wunderschön, wenn auch die Nächte durch die Partymusik (die Insel ist ja nur Nationalpark) etwas kurz waren. Weil gerade Blutdruckmessung ist, lässt sich Schulle auch gleich mal anschließen. Die beiden verabschieden sich dann zum Khao Sok Nationalpark, der etwa 300 km nördlich von Phuket Town liegt. Dort verbringen sie herrliche Tage im Morning- Mist- Resort.
Von jetzt ab gehts aufwärts (nicht weil Schulles weg sind, sondern wegen der gelungenen OP). Alle Schmerzen im Bein sind verschwunden (mag auch z.T. an den Tabletten liegen), auch das Spannungsgefühl und Unwohlsein. Bei den täglichen Kontrollen ist der Doktor zu Recht zufrieden mit seiner Arbeit. Ich auch.
Das Antibiotikum wurde gewechselt. Von der Spritze 3x täglich auf Tropf (für 1 Stunde) und zum Schluß auf Tabletten. Freudestrahlend packte der Doktor den Fuß in eine Art Skischuh zum Aufblasen Marke “Aircast”. Darunter bekam ich einen weißen thailändischen Kniestrumpf. Und schon ging’s in die Reha- Abteilung. In einem Schnellkurs wurde das Laufen mit Krücken (“Crutches”) und Überwinden von Hindernissen gelehrt. Auf Grund Beates Erfahrungen im Umgang mit Krücken (in Folge von Paklenica 2005) suchten wir uns aus dem gut sortierten Programm noch 2 Handgelenkschoner (“wrist wraps”) aus, die sich später beim Laufen über längere Distanzen sehr bezahlt gemacht haben.
Tja, am Montag d. 30.11. war dann nach 11 Tagen Schluß mit Urlaub im Hospital. Anziehen, einpacken, verabschieden und : los!Zu kritisieren gäbe es einige wenige Dinge: fehlende Griffe an WC und Dusche, viel zu laute Klimaanlage im Zimmer, zu laute Lüftungs- und Kälteanlagen unter dem Fenster. Nachuntersuchungen sind für Mittwoch und Freitag angesetzt, darum werden wir uns nicht allzuweit vom Hospital aufhalten.
Endlich frei und alle wieder vereint gönnen wir uns 2 Tage im Süden der Insel am Nai Harn Beach im Baan Krating Resort ca. 1 Autostunde mit Suchen vom Hospital entfernt. Ohne Schulles Loose- Reiseführer hätten wir das nie gefunden. Es gibt kein Hinweisschild und man muss durch eine Art Tiefgarage des Yachtklubs fahren. Dafür hat man die Anlage auch fast für sich alleine. Und Happy Hour gab’s auch noch an der Strandbar. Mit 90.- EUR/ Nacht für den Bungalow war es aber auch nicht gaanz billig.
Das Resort war gespickt mit Treppen, Steigungen und Hindernissen aller Art. Die gefährlichste aber wichtigste Treppe war die zum Restaurant. Also Beate vor mir, Schulle hinter mir, Ines an der Videokamera, eine Hand am wackeligen Geländer und schon war die Hürde genommen. Runterwärts war noch aufregender, zumal dann auch noch einige Chang- Bierchen dabei waren. Beate prüft oben nicht den Zuwachs meines Speckgürtels sondern verpasst mir gerade die tägliche Anti- Thrombose- Spritze.
Am Mittwoch wie gesagt kurz im Hospital vorbeigeschaut und dann Richtung Flughafen, wo auch unsere Reise begann. Hier befinden sich die letzten unverbauten Strände (zumindest war es 2006 noch so) und es geht insgesamt etwas entspannter und weniger touristisch zu. Am nachmittag wurde am wunderschönen Nai Thon Beach in den Wellen gebadet (ohne mich natürlich) und dann ging ziemlich spät die Zimmersuche los. Entweder waren die Appartments an der Straße, dass fast die Mopeds durchs Zimmer sägten oder über unbezwingbare Treppen oder spiegelglatten Fliesenboden zu erreichen….. es war jedenfalls alles nix. Ziemlich entnervt nahmen wir dann 2 ‘runtergekommene Zimmer bei Wonglee House& Bungalows. Mit viel Alkohol eingeschlafen und morgens ohne Frühstück weg!
Dabei hätte das Glück so nahe gelegen. Ein paar hundert Meter weiter betreibt der Schweizer Hans sein Golddigger’s Resort. Als ich mich mit den Krücken aus dem Wagen wurstele rennt eine Angestellte ganz aufgeregt zu ihm: “Chef, da hat einer die gleichen Krücken wie du!” Stimmt: gleiche Krücke, gleiches Bein, gleiche Zeit, gleiches Hospital und gleicher Doktor. Wenn das kein Zeichen ist- hier bleiben wir bis zum Abflug. Weil Hans einige Jahre in Australien Gold geschürft hat erklärt sich der Name des Resorts. Leider reicht die Zeit nicht mehr, die Küche zu testen. Abends zieht es uns in die Strandrestaurants z. B. zu Riesen- Kingprawns. 4 Stück! Ein besonderer Leckerbissen ist die Thai- Band, die zwar nicht immer den richtigen Ton trifft aber wunderbar zu Tropenstimmung und Meeresbrandung passt.
 “Hat Mai Khao heisst übersetzt : Weißer Wald und ist Teil eines Naturschutzgebietes an Phukets Nordspitze, völlig unerschlossen und über zehn Kilometer lang. Die angrenzenden Mangrovenwälder gehören zum Sirinat National Park. Am Nordende des Strandes gibt es paar einfache Restaurants, die frische Fischgerichte servieren. Unterkünfte sucht man hier vergebens. Zwischen November und Februar kommen hier die großen Meeresschildkröten zur Eiablage.” So steht es in den Reiseführern und so etwa war es 2006 auch noch. Am Nachmittag des letzten Tages wollen wir diesem Strand noch einen Besuch abstatten. Hier gab es ein paar ganz einsam gelegene Hütten zu mieten. Nanu, jetzt ist die Schotterpiste ja asphaltiert. Ach du Sch…, eine Riesenbaustelle für eine Riesenferienanlage die buchstäblich die alten Hütten berührt. Schade, schade. Also 2 Changbier, Banana- und Lemonshake beim noch verbliebenen Betreiber der alten Anlage und weg. Auch das ist leider Thailand……
Wie ist Gerald eigentlich mit dem Plastikschuh nach Hause gekommen? Die Versicherung wollte anfangs den raschen Genesungsfortschritt nicht glauben und einen Arzt zur Abholung schicken. Das konnten der Doktor und ich ihnen ausreden aber eine Krankenschwester musste es wenigstens sein. So gesellte sich Lena aus Hagen zu uns, die gelegentlich neben ihrem normalen Job im Krankenhaus solche Ausflüge unternimmt (und Reisen nach Ägypten vermittelt). Wir 2 flogen dann Business Class, wobei sie liebenswerterweise bei Start und Landung den Platz für Beate zum Händchen halten räumte. Ein Flug in der “normalen” Klasse wäre nicht gegangen, schon die 50 min von München bis Berlin waren eine Tortur (hier gab es nur economie). Weil die vorgebuchten und – bezahlten Sitzplätze von Air Berlin in Thailand verschusselt wurden, saßen die economie- Flieger nicht am Fenster sondern in der Mittelreihe. Echt schade, weil der Blick auf die Wüsten Indiens, Irans, Afghanistans und Turkmeniens wirklich faszinierend ist. Tja, das war’s.
Eines noch, weil ja die Nachsorgebehandlung folgen muss: schweigen wir über die Ärztin in Birkenwerder und freuen uns über die (Danke Johanna!) Behandlung in Sommerfeld.
ein freudiger Tag im Juni 2010:das erste mal klettern nach dem Unfall im Gamrig.